Jericho - Die älteste Stadt der Welt
Nachdem am Dienstag die Fähre schon wegen des starken Windes nicht nach Akko fuhr und der Regen immer länger auf sich warten ließ, geschah dann das unvermeindliche - über 200 Waldbrände im ganzen Land. Auch in Haifa brannte es in vier Stadtteilen. Alamiert verbrachten wir den ganzen Tag damit die Nachrichten zu verfolgen und uns auf eine eventulle Evakuierung vorzubereiten. Doch zum Glück blieb das Technion verschont. Trotzdem lag der Gedanke nahe eine Nacht in einer anderen Stadt zu bleiben, bis die Brände vollständig gelöscht waren. Daniel und ich packten also unsere Sachen und machten uns spontan auf nach Jericho.

Die älteste Stadt der Welt
Jericho kennt man aus der Bibel durch die Geschichte in der die Israeliten mit Trompeten um die Stadt liefen und deren Mauern dann einfiehlen. Zusätzlich sind die dort gefundenen Ruinen einer Stadt die ältesten der ganzen Welt. Heute ist es eine kleine Stadt an der Grenze zu Jordanien und in der Westbank gelegen. Um dorthin zu kommen mussten wir also erst einmal nach Jerusalem fahren und von dort auf arabische Verkehrsmittel umsteigen. Diese sind keine Busse mit regulärem Fahrplan, sondern Sammeltaxen, die immer dann fahren wenn sie voll sind. Ähnlich den Scheruts die am Sabat den Busverkehr ersetzen. Trotzdem war es ein kleines Abendteuer sich mit den noch weniger Englisch sprechenden Palästinensern zu verständigen und immer in das nächst richtige Taxi umzusteigen.
Außerdem hat Jericho zwei Flüchtlingslager von Vertriebenen aus dem heutigen Israel. Diese bestehen schon seit 1948 und sind deshalb auch keine Zeltstädte mehr, wie man sich das vielleicht vorstellt, sondern richtige Häuser. Trotzdem ist hier vieles problematisch, schon allein aufgrund der nicht existenten Infrastruktur, sowie der Abwesenheit von fließendem und warmen Wasser. Trotzdem gibt es dort ein Hostel und wir haben uns dort einquatiert. Es war zwar sehr einfach doch die Besitzer waren super nett und luden uns am gleichen Abend noch zu einem üppigen Essen ein. Reis, Hühnchen, Humus, Pita und verschiedene Salate.

Kloster im Ber
Hier bekommt man noch nicht mal im Restaurant besteck, es sei den ein Löffel wird gebraucht. Für alles andere reißt man einfach ein Stück seiner Pita ab und benuzt es wie eine Art Zange. Gefällt mir sehr gut, wir Europäer sind oft viel zu steif.
Die Menschen in Jericho erkannten uns natürlich sofort als Touristen, eine Frau auf der Straße, dann auch noch ohne Kopftuch und dann auch noch blond?! Besonders die Kinder reagierten stark auf uns, riefen uns "Hello" hinterher und wollten uns anfassen. Am Anfang findet man es noch toll so viel Beachtung zu bekommen, doch nach einer Weile wird es einem dann doch ein bisschen zu viel.

Kreuz über Jericho
Also machten wir uns auf zu den Sehenswürdigkeiten von Jericho. Das häufige Problem in Palästina ist, dass zwar viele Touristen die Sehenswürdigkeiten ansehen kommen, aber immer mit organisierten Busreisen von Israel aus. Und somit betreten sie die Stadt gar nicht erst, geschweige denn dass sie Geld da lassen würden. Es gibt hier also ein christlich orthodoxes Kloster (nicht sicher ob russisch oder griechisch), welches relativ weit oben in eine Steilwand des Berges gebaut ist. Man kann mit einer Seilbahn dort hoch fahren und die Aussicht auf die Stadt genießen. Außerdem noch ein paar Ausgrabungsstätten von dem alten Jericho und einer Palastanlage.

Berg
Am nächsten Morgen machten wir uns auf zu einem zweiten Kloster, welches im Wadi Kelt gelegen ist. Das Wadi endet sozusagen direkt in der Stadt, man muss nur den Eingang finden. Auf unserer Suche fragten wir eine alte Frau. Diese organisierte uns direkt eine Mitfahrgelegenheit bei einer anderen Dame, die uns dorthin brachte. Zum Abschied sagte die alte Frau zu mir: "Ich möchte dich Küssen, weil du Christin bist." Das tat sie dann auch.

Palast
So wanderten wir also los und stellten uns mental schon mal auf eine zwei Stündige Wanderung ein. Nach einer halben Stunde überholte uns ein alter Viehlaster auf der Bergstraße und bot uns an mit zu fahren. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und so legten wir den weiten Weg leicht durchgeschüttelt aber wesentlich schneller zurück. Das Kloster liegt im Tal, sodass man von der Bergstraße noch ein gutes Stück nach unten gehen musste. Oben warteten viele Beduinen mit ihren Eseln darauf, Touristen einen Ritt nach unten zu verkaufen. Wir nahmen das Angebot zwar nicht an, machten aber Bekanntschaft mit einem Beduinen der uns nützliche Tips gab und mit dem wir uns auch ein wenig unterhielten. Irgendwann fragte er ob wir das erste mal im "heiligen Land" seien. Es stellte sich herraus, dass um den Konflikt zwischen Israel und Palästina/Westbank zu vermeiden er diesen allgemeinen Begriff verwendete. Er ist halt doch allgegenwärtig.

Natti auf der Ladefläche eines Viehlasters
Zurück nahmen wir wieder verschiedene Sammeltaxen und kamen in den Genuss von Berufsverkehr in Eiserea. Es gibt dort nur eine große Straße durch die jedes Auto fahren muss. Je nachdem hat sie ein bis drei Spuren, denn jeder fährt da wo er gerade möchte. Der Verkehr bewegt sich in 10cm Strittchen und dazu kommt ein wunderschönes Hupkonzert, als wenn es dann schneller gehen würde. Schließlich kam der Bus und nahm uns mit nach Jerusalem.

Kloster im Wadi
Dieser musste natürlich einen Checkpoint passieren. Dort mussten alle Insassen des Buses aussteigen und sich hinter einen Zaun stellen. Einzeln traten die Leute vor und zeigten ihre Einreiseerlaubnis vor um dann wieder in den Bus einzusteigen. Diese Erlaubnis ist nur sehr schwer zu bekommen. Der Besitzer des Hostels zum Beispiel war von seiner in Nazareth lebenden Frau geschieden, und kann seine Kinder nicht besuchen, weil ihm die passende Genehmigung zur Grenzüberquerung fehlt. Wir mit unseren Deutschen Pässen hatten allerdings überhaupt keine Probleme.

Das Wadi
Auf dem Weg nach Jericho fragten Daniel bei seinem aus Nablus stammenden Kommilitonen nach, was man denn umbedingt in Jericho ansehen sollte. Daraus ergab sich dann eine Einladung zu seiner Familie nach Nablus. Die wir zwei Wochen später auch wahrnahmen. Bericht folgt ;)

Natti