Aus dem Kanu fahren ist nichts geworden. Dafür waren wir gestern Abend in einem Restaurant in Uptown mit dem schönen Namen Beertown. Dort gibt es super leckere Burger und natürlich eine Menge Bier. Wenn man keine Ahnung hat, welches Bier einem schmeckt, kann man ein Sample bestellen. Ein Sample besteht aus vier kleinen Gläsern mit jeweils einer anderen Biersorte. Zur Auswahl standen leichte und starke Biere bis zu 8.5 Prozent (Delirum), sowie Cider und Strawberry beer.

Die Gepflogenheiten in Kanada sind ein bisschen anders. Ein Restaurantbesuch dauert hier für gewöhnlich nicht sehr lange, denn sobald man fertig gegessen hat wir der Teller abgeräumt, auch wenn andere noch essen. Dann wird zweimal gefragt, ob man noch etwas haben möchte und bevor man sein Getränk geleert hat bekommt jeder unaufgefordert die Rechnung. So wird einem also dezent gesagt, man solle gehen. Anscheinend ist das hier so üblich. Hier wird nämlich sehr viel auswärts gegessen, und das zählt dann nicht als abendfüllendes Programm wie in Deutschland, sondern als "man muss halt was essen am Abend". Trotzdem war es eine sehr schöne Erfahrung, da wir nur Mädchen waren, und davon zehn. Das hatte ich, verschuldet durch mein Studienfach, schon lange nicht mehr und es ist doch immer eine andere Admosphäre auf einem Mädelsabend als wenn noch Vertreter des anderen Geschlechts mit von der Partie sind.
Da es ein Restaurant ist, dürfen auch Minderjährige hinein, auch wenn Alkohol ausgeschenkt wird. Wäre es eine Bar, hätten alle unter 18 Jahren keinen Zutritt. Alkohol ist in Kanada je nach Region ab 18 oder 19 Jahren, in Ontario sind es 19. Auch wird Alkohol nicht im Supermarkt verkauft, sondern in staatlichen Liquor stores. Mit den auf Alkohol erhobenen Steuern verdient der Staat einen Haufen Geld, was das ganze vergnügen aber um einiges teurer macht als bei uns. Dafür hat man aber eine sehr große Auswahl, denn der Laden ist einzig und allein auf alkoholische Getränke ausgelegt. Sobald man an der Kasse ist wird man nach dem Ausweis gefragt und auch Leute, die nichts kaufen und nur mitgehen müssen sich ausweisen. Es wird außerdem registriert, ob man schon betrunken ist und welches Geschlecht man hat. Wahrscheinlich zu statistischen Zwecken. In der Öffentlichkeit ist es generell verboten Alkohol zu trinken, der als solcher zu erkennen ist. Deshalb bekommt man immer eine dieser unauffälligen braunen Papiertüten dazu, die man in Deutschland höchstens in Sexläden findet.

In unserem Studentenwohnheim war diese Woche jeden Abend eine Hausparty im Keller bei der wohl viel Geld für Alkohol drauf gegangen ist. Desi und ich sind am Samstag Abend aber lieber zu drei anderen Deutschen gefahren, die sich ein Haus gemietet haben und haben dort eine lustige Nacht verbracht. Ihr könnt euch denken, dass auch wenn kein Hochwasser gewesen wäre, eine Fahrt auf dem Fluss eher mühselig geworden wäre.
Heute war das Wetter aber traumhaft und so machten wir uns auf den Weg zur Lauriel Creek Conservation Area. Das ist eine Art Naturschutzgebiet mit einem See.

Leider sind wir von der Bushaltestelle in die falsche Richtung gelaufen und sind dann mehr oder minder freiwillig einmal um den ganzen See gelaufen umd die Stelle zu finden an der noch ein paar andere auf uns gewartet haben. Auf der kleinen Wanderung haben wir immer mehr Leute verloren, da manche nicht mehr weiterlaufen wollten oder nicht über das mit Verbotsschildern bestückte Tor klettern wollten. Denn alle nicht von Schilf bewachsenen Ufer des Sees sind mit Zäunen begrenzt. Das ganze Gebiet gehört zu einem Campingplatz mit Kriketanlage, verschiedenen Pavillons und Kanuverleihen. Wir also über den Hintereingang in die Anlage und dort einen schönen Abend mit Frisbee spielen und schwimmen verbracht. Da die anderen es nicht lange im Wasser ausgehalten haben hatte ich bald den ganzen See für mich alleine und konnte ungestört ans andere Ufer schwimmen. Der gesamte See lag ruhig vor mir und mein Blick war in die schon im Untergehen begriffene Sonne gerichtet. Es durchströmte mich ein Gefühl von Freiheit und Naturverbundenheit. Das Wasser war so wunderbar klar und ich genoss die Zeit in ruhigen Schwimmzügen.

Um den Sonnenuntergang zu beobachten setzten wir uns auf Felsen am Ufer. Doch da der Park mit dem Sonnenuntergang schließt machte ein Ranger die Runde und entdeckte uns. Er fragte uns, ob wir ein Ticket hätten, und als wir das verneinten meinte er: "I ask you to leave, I am sorry to interrupt your fun." Auch wies er uns auf die vielen Hinweisschilder am Hintereingang hin auf denen "Restrictet Area" steht und meinte, wir hätten sie wohl sehen müssen, für das nächste Mal wissen wir bescheid. Ich denke ihm und uns war allen klar, dass wir unerlaubt mit vollem Bewusstsein in dem Park waren, aber er hat es so gesagt als wäre alles nur ein Versehen. Die kanadische Polizei will ich bitte auch in Deutschland haben, da würde einem viel Missmut und Härte erspart bleiben. Diese Volk gehört wohl zu den freundlichsten der Welt.

nxy am 08. September 14
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