Universitätsbetrachtung
Nachdem wiederholt die Frage aufgekommen ist, wie denn nun eigentlich die Uni so ist, kommt hier jetzt eine kleine Beschreibung meiner universitären Eindrücke:
Ich habe jetzt vier Kurse gewählt:
ECE 361: Power Systems and Components
MTE 220: Sensors and Instrumentation
CS 458: Computer Security
CS 486: Artificial Intelligence
An der Buchstabenfolge vorne kann man das Programm erkennen. Dabei steht ECE für Electrical and Computer Engineering, MTE für Mecatronical Engineering
und CS für Computer Science. An der ersten Ziffer der darauf folgenden Zahl kann man das Jahr erkennen. Ich höre also Kurse aus dem 2 bis 4 Jahr. Alles sind Undergraduate Kurse, da der Bachelor hier in den meisten Fällen fünf Jahre dauert.

Die Engineering Programme gehen meistens mit den Coops einher, was so viel bedeutet wie 4 Monate Uni, 4 Monate Praktikum bei einer Firma und dann wieder Uni, immer im Wechsel. Dadurch hat jeder Ingenieur zwei Jahre Berufserfahrung wenn er seinen Bachelor abgeschlossen hat und viele gehen dann auch gleich Arbeiten. Master machen nur wenige. Die Engineering Kurse sind außerdem immer mit einem Lab. Das heißt man hat drei Stunden zusätzlich in denen man praktisch anwendet was man theoretisch gelernt hat. In meinem MTE 220 Lab bauen wir einen Roboter. Momentan besteht der nur aus einem Board und vielen kleinen Kondensatoren und Widerstanden, sowie einem Microcontroller, die wir darauf gelötet haben. Am Ende soll der Roboter dann mithilfe seiner Senoren seinen Weg durch einen Parcours finden.

In den Computer Science Kursen müssen wir weniger in der Uni tuen, dafür gibt es aber Umfangreiche Assignments die zuhause bearbeitet werden müssen. Die setzen sich aus Theorie- und Programmieraufgaben zusammen. In meinen Fächern muss ich also jetzt in C und Matlab programmieren.

Generell wird hier ungefähr 50% der Note vor der Endterm erhoben. Dazu dienen Assignments, Quizze die in der Vorlesung gemacht werden, Labnoten, Prelabs (Theorie zur Vorbereitung auf das Lab der nächsten Woche), Midterms und vieles mehr. Dabei hat jeder Kurz sein eigenes System, welche Art von Aufgaben gestellt werden und zu welchem Prozentsatz diese in die Note mit einfließen.
-----------------------------Für den interessierten Leser------------------------
define
E = exam mark out of 100
F = final exam mark out of 100
G = grade assigned out of 100
L = lab mark out of 100
M = midterm exam mark out of 100
E1 = F*50/70 + M*20/70
if M ≥ F then
E = E1
else
E = E1 + (F-M)*20/70/2
if ls1 ≥ 70 & ls2 ≥ 70 & ls3 ≥ 70 & ls4 ≥ 70 & ls5 ≥ 70 & ls6 ≥ 70
then
L = ((ls1+ls2+ls3+ls4+ls5+ls6)/12)+(ls7/2)
else
L = (ls1+ls2+ls3+ls4+ls5+ls6)/12
if E < 50 or L < 50 then
if E < L then
G = E
else
G = L
else
if 50 ≤ E ≤ 65 then
G = E*((70+30*((65-E)/15))/100) + L*((30*((E-50)/15))/100)
if E > 65 then
G = E*70/100 + L*30/100
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Auch sollte man hier in die Vorlesung gehen, denn die Professoren reagieren böse, wenn man es nicht tut. Da hier alles sehr verschult ist, kennen die Professoren die meisten Gesichter in der Klasse schon und merken so auch wer nicht da ist. Viel Stoff wird an der Tafel übermittelt, wobei aber niemand Überschriften macht, sondern einfach aus dem Kontext heraus Notizen anschreibt. Den Studenten ist es dann überlassen Ordnung in ihre Aufzeichnungen zu bringen.

Nachdem ich jetzt schon zwei volle Wochen in den Vorlesungen war habe ich auch schon Bekanntschaft mit einigen Kanadiern gemacht, die alle sehr offen und interessiert sind. Viele haben allerdings noch nichts von ihrem Land gesehen. Outdooraktivitäten liegen hier nicht so hoch im Trend und wenn man dann von einem Nationalpark erzählt bekommt man als Antwort: "Never been there."

Studenplan
In die Uni zu gehen ist relativ Zeitaufwändig. Ich habe zwar zwei Nachmittage frei, aber die gehen dann meistens für Einkaufen gehen oder Assignments drauf. Einkaufen ist hier auch nicht so einfach, denn man muss immer mit dem Bus hinfahren und kann nicht einfach mal um die Ecke gehen ein Stück Butter kaufen. So ein Einkauf muss gut geplant mit Backliste und Rucksack ausgestatten begangen werden. Frische Sachen sind hier sehr teuer und wenn ich die Zeit dazu habe gehe ich auf den Farmer's Market der jeden Donnerstag und Samstag Vormittag gehalten wird. Dort verkaufen die amish people ihr Gemüse und Obst und es ist dort meistens 50% billiger als im Laden. Heute haben wir zum Beispiel 5 Dollar für drei Paprika bezahlt. Letzte Woche auf dem Markt waren es 5 Dollar für acht.

Die Mittagspausen verbringe ich meistens im SLC (students life center), wo es Sofas und Microwellen gibt. Im gleichen Gebäude sind auch viele Essensstände, aber das ist wieder teuer und auch meistens nicht so gesund. Vor Fett triefende Pizza hole ich mir jedenfalls nicht nochmal.
Tim Hortans ist hier auch sehr gut vertreten. In vielen Gebäuden der Uni kann man den Kaffeladen finden, bei dem man auch Donats und andere Süßwaren bekommt. Hier sind wohl alle auf Koffein.

Meine Vorlesungen sind in fünf verschiedenen Gebäuden und ich muss immer quer über den Campus laufen. Manchmal wird das ein bisschen knapp, da immer nur zehn Minuten für den Raumwechsel geplant sind. Die meisten Klassen haben alle ihre Vorlesungen zusammen und in nur einem Haus. Viel Wahlmöglichkeit hat man wohl nur in der Informatik in den höheren Jahren.

Campuskarte
Leider kann ich die Karte nicht größer reinstellen. Also an alle die es genauer wissen wollen https://uwaterloo.ca/map/map_colour.pdf. Häuser in denen ich Vorlesung habe sind rot umkreist.