Still no every day life
Die letzte Woche war so viel los, dass ich gar nicht dazu gekommen bin euch von meinem Wochenende zu berichten. Wir waren nämlich dann tatsächlich Kanu fahren. Zwar nicht auf dem Grand River, wie eigentlich geplant, aber auf einem See in der Nähe von Waterloo. In der Umgebung befinden sich nämlich viele sogenannte Conservation Areas die immer aus einem See und der darum liegenden Natur bestehen. Von Lauriel Creek habe ich ja schon berichtet und diese hieß nun Shades Mill’s Conservation Area. Wir waren also zu sechst und mieteten uns drei Kanus, sodass immer zwei in einem Kanu waren. Am Anfang hatten wir Probleme vom Strand wegzukommen, da der Wind so stark war, dass er einen immer wieder Richtung Ufer getrieben hat. Als wir diese Anfangsschwierigkeiten überwunden hatten konnten wir eine schöne Tour um die sich auf dem See befindenden Inseln machen.

Von links nach Rechts: Tabea, Ich, Marie, Frances
Tabea und ich waren in einem Boot und so hatten wir nach einiger Zeit auch heraus, wie man das Boot am besten steuert. Die Schwierigkeit dabei ist nämlich sich immer aufeinander abzustimmen, im gleichen Takt zu rudern und immer das Ruder auf der richtigen Seite zu haben. Nachdem wir die Inseln umrundet hatten, entschieden wir uns auf die andere Seite des Sees zu rudern, der einem relativ breiten Schlauch ähnelt. Dabei hatten wir zwar super Rückenwind, aber wie sollte es anders sein, war dann natürlich die Rückfahrt sehr beschwerlich. Da der Wind direkt frontal zu unserem Boot stand mussten wir wie beim Segeln kreuzen. Das heißt wir fuhren im Zickzack von einer Seite des Schlauches zur anderen. Das war dann auch ziemlich anstrengend, hat aber Spaß gemacht. Und nach zwei schönen Stunden auf dem Wasser machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Heimat.

Shades Mill's Lake
Was mich unter der Woche dann noch vom Blog schreiben abgehalten hat war folgendes: Am Montag habe ich wie ihr meinem Stundenplan entnehmen könnt lang Uni. Nach dem letzten Tutorium habe ich mich dann noch mit einem Kanadier aus dem Kurs unterhalten. Er kommt wohl eigentlich aus Ägypten und ist Mitglied in der orthodoxen Kirche dort. Wir haben uns also den ganzen Abend über Kultur und Religion ausgetauscht. Das erstaunlichste für mich war, dass in manchen Ländern die Meinung existiert, dass Christen böse sind. Wenn er also sagt, dass er Christ sei, bekommt manchmal als Antwort: „Wirklich, aber du bist doch gar kein böser Mensch?“ So wird wohl häufig die westliche Welt mit dem Christentum verknüpft und in den eher geschlossenen Kulturen als das Böse von außen betrachtet. In der Universität verrichten sie ihr Mitternachtsgebet einmal in der Woche. Das ist aber keinesfalls eine rein religiöse Veranstaltung, sondern eher von musikalischer Natur. Denn diese Gebete sind gesungene Psalmen oder Verse, die mit Zimbeln und Triangel begleitet werden. Bei diesen Treffen sind also auch Musikstudenten oder Interessierte anwesend. Wenn ich die Zeit finde will ich dort auch einmal vorbeigucken.

Dienstagabend hatte Desi dann die Idee ins Kino zu gehen und so trommelten wir eine einigermaßen große Gruppe zusammen und gingen in „Guardians of the Galaxy“. Wenn man sich dann im Kino eine kleine Portion Takkos geholt hat, bekam man so viel, dass es locker für zwei Läute gereicht hätte. In Canada haben sie wohl die gleichen Maßstäbe wie in den USA. Klein ist eben europäisches groß. Auch der Kaffee den ich in der Uni trinke könnte bei uns gut als groß druchgehen, ist hier aber nur klein aus {klein, mittel, groß}. Insgesamt war der Kinobesuche in gelungener Abend mit einem sehr lustigen nicht allzu tiefgreifenden Film.

Den Tag darauf hatte ich meine erste Squashstunde. So beschäftigten wir uns also eine Stunde mit Vor-und Rückhandschlagtechnik. Danach ging es gleich weiter auf den Geburtstag von Jolien, den sie in einem Basement des Wohnheims feierte. Irgendwann verlagerte sich dann die Feier in den Bomber (lang: Bombshelter), was die Campus eigenen Bar/Club ist. Dorthin hatten mich Kanadier schon mehrfach eingeladen, ich hatte es die letzten Wochen aber nie geschafft dort hinzugehen. Und so tanzten wir bis zwei Uhr in der Nacht und hatten dann doch etwas zu wenig Schlaf.


Baby Freeze
source: http://fc08.deviantart.net/fs70/f/2010/337/b/7/baby_freeze_by_racoonfactory-d345qfm.jpg
Da ich am Donnerstag nur eine einzige Vorlesung habe, bin ich vormittags auf den Farmer’s Market gefahren um eine Menge frisches Gemüse und Obst zu kaufen. Für Birnen, Pflaumen, Bohnen, Paprika, Tomaten, Coqutailtomaten und Möhren musste ich am Ende nur 18 Dollar bezahlen, was wirklich die Stunde Fahrtzeit wieder wett macht. Außerdem habe ich auch noch eine Post auftreiben können und meinen ersten Brief ins ferne Deutschland versandt. Am Abend bin ich dann zur Vorstellungsveranstaltung des Breakdance Clubs gegangen. Dort bekamen wir erst eine kleine Vorführung von den Mitgliedern die schon ziemlich cool war und durften dann selber ein paar Figuren lernen. Ich kann jetzt also schon Baby Freeze und Indian Drop in slow motion. Jedenfalls ist es super cool und ich bin total gespannt auf alles was ich dort lernen werde. Und natürlich gab es mal wieder free food in Form von Kuchen. Es gibt einfach immer free food.

Ihr habt es fast geschafft und es kommt jetzt nur noch der Freitag. Also durchhalten und weiterlesen!

Evelyn, ein Mädchen aus meinem Computer Security Kurs, hat mich nämlich zu ihrer Hausparty eingeladen. Sie wohnt zusammen mit vier anderen Mädchen (die alle auf die Lauriel Universität gehen) in einem Haus zusammen. Die Straße in der sie wohnt hat einige Hochhäuser, die gefühlt nur für Studenten da sind. Wir begegneten auf unserem Weg unglaublich vielen Gruppen von Studenten, die offensichtlicher Weise im Begriff waren auszugehen. Als wir also dort ankamen war die Party schon im vollen Gange und wir wurden herzlich aufgenommen. Lustig fand ich, dass sie total darauf abgegangen sind, dass wir aus Deutschland kommen. Jeder konnte ein paar Brocken Deutsch oder kannte ein paar Klischees und im Großen und Ganzen war alles amazing. Auch hatten viele von den Gästen selbst einen Migrationshintergrund entweder direkt oder in der ersten Generation. Toronto (die nächste größere Stadt) ist ja eine unglaublich multikulturelle Stadt, in der es keinen Minderheiten gibt, weil so viele verschiedene Ethnien dort leben, dass es einfach keine Mehrheit gibt. Und ohne Mehrheit auch keine Minderheit ;) Kitchener, das früher Berlin hieß, beherbergt aber wohl eine sehr große deutsche Gemeinschaft und gehört sozusagen zu Waterloo wie Höhenkirchen zu Siegertsbrunn gehört. Meine erste kanadische Hausparty hat also einen positiven Eindruck hinterlassen.




schokolover am 03.Okt 14  |  Permalink
Dein Text, macht richtig Lust auf Canada. Vielleicht lohnt sich ein Urlaub drot hin? Hört sich jedenfalls alles nach super viel Spaß an. Scheint dir dort gut zu gefallen:)
P.S. Schöner Blog