Weihnachten - let's try some french
Verspätete Weihnachtsgrüße an euch alle. Und vielen Dank für die lieben Mails und Briefe dich ich erhalten und bisher leider erst teilweise beantwortet habe. Das kleine Päckchen ist allerdings immer noch nicht in Waterloo angekommen und so weiß ich nicht ob ich es jemals erhalten werde.
Weihnachten ohne die Familie ist schon etwas ganz anderes. Man fühlt sich jeglicher vertrauter Umgebung entrissen, vermisst alles was man schon so oft und alljährlich wiederholt hat. Unsere Traditionen und Gebräuche sind mir doch ins Blut übergegangen und so war es unglaublich ungewohnt und ein bisschen traurig. Um dieser Melancholie entgegenzuwirken kam Tony auf die Idee während der Autofahrt von Ottawa nach Quebec, die wir am 24. machten, Weihnachtslieder zu hören. Das ging mit Hilfe von einer Woche gratis Testen von Spotify premium. So kam es also das ich im Auto meine ersten deutschen Weihnachtslieder lauthals mitsang. Nur vom Weihnachtsoratorium konnte ich Tony nicht ganz überzeugen. Ist eben nicht jedermanns Sache.

Montmorency falls
Den Tag für die Fahrt in eine neue Stadt hätten wir uns gar nicht besser aussuchen können, denn es goss wie aus Kübeln und so wäre jedes Sightseeing eine Qual geworden.
Wir wurden also von einem Ehepaar von Airbnb (bezahltes Couchsurfing) aufgenommen, die für uns einen Tisch in einem sehr leckeren Restaurant reserviert hatte. Das war schon eine große Hilfe, denn wir befinden uns ja nun im französischsprachigen Teil von Canada. So trafen wir uns also am Abend mit Nico und Ayush, die dieses Semester auch in Waterloo waren, und hatten einen unterhaltsamen Weihnachtsabend zu viert.
Wir gingen sogar in einen Gottesdienst um Mitternacht. Der einzige Hacken an der Sache war leider mal wieder die Sprache. Häufig kannte ich die Melodie der Lieder, und auch aus der Liturgie konnte ich das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis und den Anfang der Weihnachtsgeschichte heraus hören. Ein Katholik hätte mit Sicherheit noch weitere Elemente wiedererkannt, mit denen ich aber nicht vertraut bin. Ich frage mich immer noch wie Ayush, der aus Indien kommt und noch nie einem Gottesdienst beigewohnt hat, das wahrnehmen muss ohne ein einziges Wort zu verstehen und auch nicht einmal den Kontext der Handlungen zu kennen.
Noch ein kleines Weihnachtsgeschenk war dann auch der Strafzettel, den wir wegen Falschparken vor dem Restaurant erhielten. Der arme Mensch, der da am Weihnachtsabend arbeiten musste.

Treppen an der Seite der Fälle
Der nächste Morgen ging gleich mit Essen weiter, denn unser Gastpärchen machte uns ein wunderbares Frühstück mit „Crêpes“. Wer nur die amerikanischen Pancakes kennt, merkt auf jeden Fall, dass sie viel dünner sind. Trotzdem würde ich sie eher als normale Pfannkuchen bezeichnen, da es bei weitem nicht an französische Crêpes rann kam. Wie auch immer, lecker war’s und wurde natürlich ganz kanadisch mit Ahornsirup gegessen.
Da Ayush und Nico noch einen weiteren Tag in Quebec waren, planten wir uns an den Montmorency Wasserfällen zu treffen. Da gab es nur leider ein kleines Problem. Die zwei Jungs fuhren mit dem Bus, der direkt am oberen Ender der Fälle hält. Tony und ich verließen uns aber auf unser Navi, was das Auto zu dem Parkplatz am Fuße der Fälle führte. Und weil wir schon mal da waren und auch nicht gleich wussten, dass die anderen nicht hier waren, machten wir uns auf den Weg nach oben. Natürlich sahen wir die Schilder, die uns sagten, dass die Treppen den Berg hinauf nicht passierbar sind, ließen uns aber davon nicht abhalten und nahmen es mit verschneiten und vereisten Stufen auf. Frei nach dem Motto „no risk, no fun“ hatten wir eine Menge Spaß und kamen auch heil oben an. Ich muss wirklich sagen, dass wir mit Abstand den besten Blick auf die Fälle hatten und noch eine schöne kleine Wanderung mit dazu. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die anderen Zwei waren währenddessen schon mit dem Bus angekommen, haben uns nicht gefunden und sind dann auch wieder aufgebrochen, bevor wir oben ankamen, sodass wir sie leider nicht mehr trafen. Ein Grund mehr einmal nach Indien zu reisen!

Picknick
Da es Weihnachten war, gönnten wir uns über Nacht mal ein Hotel und machten Picknick auf dem Zimmer mit Baguette, Lachs, Brie (echter Käse!!!) und Leberpastete serviert mit einem Glas Weißwein. So gingen zwei Weihnachtstage zu Ende an denen mit besonders meine Familie gefehlt hat, aber trotzdem schön waren.