Samstag, 11. Oktober 2014
Nuit Blanche - es wird nicht geschlafen
Nuit Blanche zu Deutsch weiße Nacht, beschreibt eine Nacht in den nördlicheren Regionen der Erde, in der die Sonne nicht untergeht und die Menschen somit nicht schlafen können. Eines Tages wurde dann in Paris ein Kunstfest danach benannt, welches die ganze Nacht andauert und man somit nicht schlafen gehen kann. Das es das gleiche Fest jetzt auch in Toronto gibt zeigt, dass die Kanadier doch ein bisschen französische Kultur außerhalb der Grenzen Quebecs mitbekommen haben. Warum ich euch davon erzähle könnt ihr euch schon denken. Ich war natürlich dort.

Aber zuerst wie es dazu kam: Letzte Woche wurden Desi und ich gefragt, ob wir nicht auf einen mehrtägigen Ausflug in einen Nationalpark mitkommen möchten, es wären noch zwei Plätze frei. Da wir beide viel zu tun hatten, wollten wir die Entscheidung erst am Abend fällen. Im Verlaufe des Nachmittags wurde allerdings noch jemand anders eingeladen und so sagte Desi kurzentschlossen ja und ergatterte den letzten Platz. Natürlichen versuchen wir noch ein größeres Auto zu organisieren, aber nach mehrmaligen Anrufen bei der Autovermietung stellte sich heraus, dass Menschen unter 25 Jahren keine Minivans ausleihen dürfen. So musste ich also zu Hause bleiben. Und weil ich das nicht wollte habe ich einen Kanadier namens Chris, der mir von Nuit Blanche erzählt hatte, gefragt, ob ich nicht mitkommen könnte.

So fuhren Chris und ich also am Samstagabend mit dem Grayhoundbus nach Toronto und trafen dort noch eine Reihe anderer Kanadier. Mit denen saßen wir zuerst in gemütlicher Runde bei einem Mädchen zu Hause und gingen dann am späten Abend los auf die Straßen der Stadt. Zuerst verschlug es und nach Chinatown, wo alles auf Chinesisch und Englisch zu lesen ist und eine Unmenge von Menschen von einem Kunstobjekt zum nächsten wanderte. Manchmal musste man sich aber schon fragen: „Ist das Kunst oder gehört das so?“ Lustig fand ich die sogenannten Shoutboxes, die überall aufgestellt waren. Das sind große Würfel in die man gehen kann und einfach so laut schreien, wie man gerade möchte, da sie komplett schallgedämpft sind. Das konnten wir aber leider nicht machen, da sich aufgrund ihrer Beliebtheit immer eine lange Schlage davor befand. Viele Künstler arbeiteten mit Licht, was sich in einer stockdunklen Nacht ja auch anbietet. Besonders beeindruckend war aber der über 60km sichtbare Lichtstrahl vom CN-Tower, der zuerst weißes Licht war und sich dann immer weiter in die Regenbogenfarben aufgespalten hat.


Bild zur Auflockerung: Quiditschspiel an der Uni Waterloo

Obwohl Naturschutz in Kanada eigentlich kein großes Thema ist und die Grünen dieses Jahr das erste Mal einen Sitz im Parlament bekamen, haben sich erstaunlich viele Künstler mit diesem Thema befasst. Einer hatte eine Konstruktion gebaut, die aus einem Kanu bestand, dass auf lauter Plastikflaschen schwamm. Man konnte sich dann in das Kanu setzten und wurde auf dem Gestell herumgefahren, wobei die Plastikflaschen anfingen sich in Wellenbewegungen auf und ab zu bewegen. Auch interessant war eine Installation über Fleisch, bei der man einer Frau beim Wurstherstellen zusehen konnte. Ihre ganze Umgebung war mit Hackfleisch, Würsten und Metzgerwerkzeug behängt, wobei aber sehr darauf geachtet wurde, allen klar zu machen, dass es sich nicht um echte Tierprodukte handelte.

Je später es wurde, desto leerer wurden die Straßen und gegen Ende begegneten wir immer weniger Menschen, die wirklich auf der Nuit Blanche unterwegs waren, als Leuten, die wirklich so früh aufgestanden sind. Unsere letzte Station führte uns zu vielen, auf einer Wiese aufgestellten Türen. Der Betrachter war dazu eingeladen aus jeder Reihe Türen eine auszusuchen, hindurchzugehen und die nächsten Türen zu betrachten. Die Entscheidung durch welche Tür gegangen wird, war individuell und abhängig von den Wörtern, die auf den Türen standen. Die erste Reihe war zum Beispiel Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. So ging man also auf eine Reise in seinen eigenen Charakter mit vielen Möglichkeiten. Andere Türreihen waren: „Fiktion oder Realitiät“, „Ich kann mich ändern, Ich werde mich ändern, oder Alles bleibt wie es ist“. Auf den letzten zwei Türen stand Verloren und Gefunden. Man wurde also dazu angeregt sich zu den verschiedenen Wörtern Gedanken zu machen. Um die Nacht mit einem Morgenaufgang abzuschließen gingen wir um sieben in der Früh an den Harfen. Leider waren so viele Wolken am Himmel, dass wir nur die sich langsam rot färbenden Wolken sahen, aber nicht die Sonne an sich.

Nach zwei Stunden Schlaf im Wohnzimmer einer Kanadierin, fuhren wir wieder zurück nach Waterloo. Ich glaube ich habe mich noch nie so auf eine heiße Dusche gefreut, wie nach dieser langen, kalten Herbstnacht. Super schön war es aber auf jeden Fall Toronto bei Nacht kennen zu lernen und ich werde sich bei Tag nochmal zurück kommen.



Freitag, 3. Oktober 2014
Trololol
University work kicks in and my first day of bad mood says hello to the world.

Coden in der Uni
Man will sich ja nicht beschweren, aber diese ganzen Assignments gehen einem schon gehörig auf die Nerven. Jeder ist nur noch mit Lernen beschäftigt, weil auch in den nächsten Wochen die Midterms geschrieben werden. Darunter leidet leider das soziale Leben und so kommt es, dass ich um 8 Uhr abends alleine in der Uni sitze und meinem Labtopakku dabei zusehe, wie er langsam immer leerer wird, damit ich dann nach Hause gehen kann ein Kabel zu holen.



Donnerstag, 2. Oktober 2014
Niagara Falls
Ein Muss für jeden Kanadabesucher - die Niagara Fälle. Letztes Wochenende sind wir dort also hingefahren. Mit super kultigen Schulbussen auf dem Highway ohne Anschnallgurt und ziemlich unbequemen Sitzen. Aber toll ausschauen tuen sie ja schon.

Schulbus
Dort angekommen bot sich uns ein umwerfender Anblick den ich so schnell wohl nicht mehr vergessen werde. Auf den Fotos ist es wirklich nur halb so beeindruckend wie wenn man direkt davor steht. Alles ist nass, nicht nur der Boden sondern auch die Luft. Es fühlt sich teilweise wirklich so an, als würde es regnen, dabei ist es nur das Wasser das nach dem Aufprall wieder hochspritzt.
Unter den Fällen wurden Tunnel in den Fels gegraben in die man rein gehen kann. Und dort sind dann eine Reihe von Informationstafeln an die Wand gehängt. Zum Beispiel ist der Abhang an dem das Wasser hinab stürzt schon 11km abgetragen worden. Irgendwann haben sie dann mal versucht das wieder aufzufüllen, indem sie den Fluss mit einem Staudamm gestoppt haben, Felsen aufgeschüttet haben und dann den Damm wieder abrissen. Nachdem das aber eine Menge Aufwand bedeutet wurde beschlossen das in Zukunft nicht mehr zu tun und die Dingen ihren natürlichen Weg gehen zu lassen. Auch sind dort schon mehrere Leute freiwillig oder unfreiwillig runter gefallen. Einige haben es überlebt, die Mehrzahl aber hat aber den Tot in den Wassermassen gefunden.

amerikanische Fälle
Nach dem "Jurney behind the falls" machten wir noch eine Bootstour direkt unter den Fällen. Das war das beste an dem ganzen Ausflug. Jeder bekam erst mal ein rotes Regencape und dann ging die Fahrt los. Auf der amerikanischen Seite bekommt man blaue Mäntel und so fahren immer Boote in ganz blau oder ganz rot auf dem Fluss. Die Fällen bestehen aus den amerikanischen Fällen und den Hufeisen Fällen. Die zweiten heißen so, weil sie halbkreisförmig sind. Mit dem Schiff fuhren wir also direkt in das Hufeisen hinein und waren so mitten in der Wasser/Nebel-Wolke.

Alex und ich als "le petit Chaperon rouge"
Die Stadt an den Fällen ist mehr ein Vergnügungspark als alles Andere. Man kann dort Abenteuer Minigolf spielen, ein Wachskabinet besuchen oder in ein 4D Kino gehen. Auch viele Hotels sind dort zu finden und wenn man schon eine Nacht in der Stadt bleibt kann man ja nicht die ganze Zeit nur das Wasser angucken, sondern braucht eine Beschäftigung die einem dort reichlich geboten wird. Insgesamt war es eine sehr schöne Tagestour und ist wirklich zu empfehlen. Den Kanadiern hier hängt es aber schon zum Hals heraus, weil jeder Besuch der kommt erst mal dorthin mitgenommen werden muss.

Ich vor den Fällen mit Regenbogen