Dienstag, 6. Januar 2015
Ottawa - the fifth capital of canada
Unser Weg führte uns am 20. Dezember weg von Kingston in Richtung Ottawa, der jetzigen Hauptstadt Canadas. Für die Fahrt wählten wir die schönere, etwas längere Strecke entlang einiger Seen. Ganz zufällig stießen wir dabei auf eine Conservation Area, von der es ja in Canada so einige gibt und entschieden uns kurzerhand dort etwas laufen zu gehen. Der Weg war schön verschneit und führte uns an einem gefrorenen See und super Aussicht vorbei. Dort durfte ich dann meine Höhenangst überwinden und auf einem Geländer posieren. Vielleicht sieht man meinem Gesichtsausdruck an, dass ich mich nicht unglaublich wohl gefühlt habe, aber was tut man nicht alles für ein Foto :)

Tony am See

Natti auf Geländer
Am Abend kamen wir dann etwas spät bei Terek, unserer nächsten Couchsurfing Adresse, an. Dieser hat interessanter Weise auch Informatik studiert und arbeitet jetzt im Management bei der Regierung. Die Abteilung hatte aber so einen langen und mit komplizierten englischen Wörtern gespickten Namen, dass ich ihn mir leider nicht merken konnte. Da habe ich also super Berufsaussichten :)

Feuer vor dem Parlament
Sein Wohnhaus lag strategisch günstig in Laufweite zum Regierungsviertel und Kern Ottawas. Und so erklärte er sich direkt bereit uns eine kleine Stadtführung zu geben. Natürlich durften dabei auch die Bievertails nicht fehlen. Das ist eine eigentlich für die Provinz Quebec bekannte Backware, die so ähnlich wie Ausgezogene schmecken und ähnlich wie Crepes mit Zimt und Zucker, Schokolade oder ähnlichem gegessen werden. Beliebt war natürlich auch, wer hätte es gedacht, Mapelbutter.

Parlament
Das Rathaus von Ottawa wird nachts mit einer Lichtshow angestrahlt, was man ansatzweise auf dem Bild erkennen kann. Außerdem brennt davor immer ein Feuer, um das die Wappen aller Provinzen Canadas in Metall gegossen sind.

Kunst
Den Tag konnte ich Tony dazu überreden in ein Kunstmuseum zu gehen, was vor allem Contemporary Art zeigte und für mich sehr interessant war. Das oben gezeigte Bild war eines meiner Lieblingswerke. Auch hatten sie eine Sektion über Inuitkunst, die etwas anders ist, als man so gewohnt ist. Später liefen wir auch an einem Laden vorbei, der viel dieser Kunst, in Form von Schnitzereien, Bildern und Gebrauchsgegenständen anbot, doch die Preise sind unerschwinglich und teilweise vielleicht auch ein bisschen zu hoch gegriffen. Paradebeispiel ist hier ein kleiner etwa fünf Zentimeter langer Fuchs aus Knochen, nicht gerade detailreich, der den Käufer etwa 400 CAD zu stehen kommt.

Inuitkunst
Hier in Canada hat gefühlt jede Stadt nicht nur eine Notre Dame und so warfen wir auch in Ottawa einen Blick hinein. Von innen ist sie wohl auch sehr schöne, und wir hörten das Ende einer Messe mit an. Da das Kunstmuseum uns aber fast den ganzen Tag aufgehalten hat, obwohl im Reiseführer nur zwei Stunden dafür veranschlagt waren, war es schon spät am Tag. Und an einem Tag an dem die Sonne sowieso schon um halb fünf untergeht ist dann auch nicht mehr viel zu unternehmen. So ging es also weiter zu unserer Bleibe für die Nacht. Unser Gastgeber stellte sich als Pakistani vor, der Politik und Religion studiert. Dies führte zu interessanten Gesprächsthemen bei einem leckeren Linsengericht. Die Familiensituation war allerding ein wenig eigenartig. Denn der Mitte zwanzig Jährige wohnte mit seinem 14 Jahre alten Bruder zusammen, wobei sie sich wohl wenig umeinander scherten. Der Grund dafür war wohl, dass die Eltern vor kurzem nach Pakistan zurück gegangen waren, der kleinere Bruder aber in Canada geboren war und mit der Kultur und Lebensweise dort nicht zurechtkam. So durften wir also für eine Nacht einen Blick in eine außergewöhnliche Familie werfen.

Notre Dame
Das Parlament von Ottawa hatten wir ja von außen schon bei Nacht bewundern dürfen. Nun nahmen wir auch noch an einer geführten Tour durch die Innenräume teil, wobei wir viel über die politischen Prozesse von Canada lernten. So muss ein Gesetzt bevor es in Kraft tritt acht Schritte durchlaufen, wobei der letzte das Abnicken durch die Queen ist, der Canada immer noch unterstellt ist. Damit die gute Dame aber nicht jedes Mal in den Flieger steigen muss, gibt es mittlerweile einen Stellvertreter, der ihre Rolle übernimmt. Das ursprüngliche Parlamentsgebäude ist einem Brand zum Opfer gefallen, weshalb nur noch die durch schwere Eisentüren geschützte Bibliothek davon vorhanden ist. Darin befindet sich eine Statue von Queen Victoria, die damals Ottawa zur neuen Hauptstadt Canadas erklärte.

Aussicht vom Parlamentsturm
Abends ging es dann noch zum Schlittschuhlaufen vor dem Rathaus, wobei Bievertails und heiße Schokolade natürlich nicht fehlen durften. Hier in Kanada gibt es fast keine Eislaufstadien. Und wenn es sie gibt sind sie ganzjährig geöffnet. Was viel häufiger vorkommt ist, dass auf großen Plätzen einfach eine temporäre open air Eislaufbahn aufgebaut wird, oder Seen und Flüsse befahren werden. In Ottawa gibt es auch einen großen Kanal auf dem im Winter Schlittschuhgelaufen wird. Dafür sind extra entlang des Kanals viele Stände eingerichtet, an denen man sich dann mit Essen und Trinken aufwärmen kann. Leider war das Wetter in den vergangenen Tagen nicht kalt genug, sodass er zwar gefroren war, aber nicht dick genug. Wer keine eigenen Schlittschuhe hat ist hier aber entweder aufgeschmissen, oder danach arm. Denn zu leihen gibt es sie nur selten und teuer. Jeder waschechte Canadier hat eben sein eigenes Paar.

Queen Victoria
Die folgende Nacht verbrachten wir dann mal nicht mit Couchsurfing, sondern in einem Hostel. Das Besondere daran war, dass es ein ehemaliges Gefängnis ist und man somit in den Zellen übernachten kann. Eine Zelle ist so groß, dass gerade ein für europäische Verhältnisse kurzes Bett und ein dahinter ein kleiner Platz zum Stehen für eine Person ist. Tony und ich nahmen die etwas größere Variante, bei der zwei Zellen zu einer gemacht wurden, mit Stockbett. Dadurch hatten wir noch ein bisschen mehr Platz für unser Gepäck. Das Ganze war aber auf jeden Fall eine Erfahrung wert. In dem Hostel haben wir dann auch gleich einen Deutschen kennengelernt, der Work and Travel in Canada macht und hier arbeitet. Die Welt ist eben doch klein.
Der letzte Tag führte uns in den Suprem Court von Canada und in den französischen Teil hinüber, wo wir ein etwas langweiliges Museum über die Besiedlung der Provinz Canada besuchten. Wer mehr über das Rechtssytem des Landes erfahren möchte kann sich gerne im Internet schlau machen. Einzig zu dem Wappen möchte ich noch ein paar Worte verlieren.
Wie bei dem britischen Vorbild trägt der Schild die Landessymbole Englands (drei goldene Leoparden auf rotem Grund), Schottlands (einen roten Löwen auf goldenem Grund, umgeben von roten „Lilien-Doppelbalken“) und Irlands (goldene Harfe auf blauem Grund). Auch hier tragen ein Löwe (für England) und ein Einhorn (für Schottland) den Schild. Der Schild ist umgeben von einem Band, das die lateinische Aufschrift „desiderantes meliorem patriam“, trägt. Das bedeutet auf Deutsch „sie wünschen ein besseres Land“ oder „ein besseres Land wünschend“, oder „die, die sich ein besseres Land wünschen“ und ist das Motto des Order of Canada. Die beiden Wappenhalter tragen Flaggen den Union Jack und die Lilien der bourbonischenKönige Frankreichs.

Wappen von Canada
Unseren letzten Abend in Ottawa verbrachten wir mit Kiefer, einem jungen netten Mann, der sich mit Wörtern wie „tschechische Streichholzschächtelchen“ die Zunge zerbrechen durfte, während wir mit „vowel“ und „squirrel“ so unsere Probleme hatten. Jede Sprache hat eben so seine eigenen Raffinessen. Und so endet der Bericht über die schöne Hauptstadt Canadas.



Sonntag, 28. Dezember 2014
Less city - more nature
Nachdem Kingston nicht so unglaublich spektakulär ist, konnten wir das in einem Abend abhandeln. Die Innenstadt besteht fast nur aus Kirchen. Wir liefen durch eine Straße in der sich eine Kirche an die andere reihte. Doch leider sind sie alle verschlossen und so kann man sie nur von außen ansehen. Außerdem gibt es eine Universität, in die wir auch einen kurzen Blick warfen. Das aufregendste war dabei in einem komplett dunklen Saal und hinter der Bühne herumzulaufen ohne etwas zu sehen. Natürlich haben wir uns ziemlich erschrocken als ein Professor vorbei kam. Mit dem haben wir uns aber dann noch gut unterhalten. Geschichtlich gibt es über Kingston nur zu sagen, dass es die erste Hauptstadt der Provinz Canada war, als es noch britische Kolonie war. Danach hat die Hauptstadt immer wieder zwischen Toronto, Montreal und Quebec hin und her gewechselt bis schließlich Ottawa, erbaut und zur Hauptstadt ernannt wurde. Weit genug entfernt von der Grenze zu den USA, vor denen die Canadier große Angst hatten.
Was aber viel beeindruckender ist, sind die Thousand Islands, die sich dort sammeln, wo der Fluss in den See bei Kingston übergeht. Die haben wir angeguckt und sind mal wieder völlig illegal quer Feld ein gelaufen (unsere neue Lieblingsaktivität) .

Haus auf Thousand Islands

Thousand Islands

Natti im Baum

Fluss

Brücke zu den USA

Thousand Islands
Gegen Abend sind wir dann weitergefahren zur Upper Canada Village, was ein Museumsdorf ist. Im Winter wird das ganze Dorf mit Lichterketten geschmückt, es werden Weihnachtslieder gesungen und Bilder mit dem Weihnachtsmann gemacht. Da kam schon ein bisschen Weihnachtsstimmung auf, die ich davor ziemlich vermisst habe.

Upper Canada Village "Allight Night"
Zurück bei unserer Gastfamilie überraschten sie uns noch mit selbstgemachtem Cramble, einer Art Auflauf aus Früchten und Nüssen. Denn die Familie sind Farmer in der Stadt und haben ihren eigenen Laden. Ziemlich beeindruckend fand ich auch, dass sie kein einziges Möbelstück in ihrem Haus selbst gekauft haben, sondern alles geschenkt bekommen oder von der Straße geholt haben. Das hat man dann aber auch am Mangel eines Bettgestells gemerkt, denn geschlafen haben wir auf einer Matratze am Boden. Es war aber auch die erste und bisher einzige Familie die wusste was Advent ist und ihn auch gefeiert hat. Nicht im kommerziellen amerikanischen Stil sondern schön traditionell christlich.



Time for travelling
Nach dem kurzen Vorspiel in Thunderbay, begann am 17.12 meine große Reise durch Kanada und die USA. Somit verließ ich Waterloo endgültig und werde wohl so schnell nicht mehr dorthin zurück kommen. Am Vorabend habe ich mich bei einem gemütlichen Abend im WCRI basement (wo immer unsere Parties stattfanden) von meinen verbliebenen Freunden verabschiedet und mich dann auf den Weg nach Toronto gemacht. Dort traf ich Tony, der schon früher mit ein paar Freunden dort war. Tony ist derjenige mit dem ich nun bis zum 8.1. jeden Tag zusammen sein werde, denn wir reisen zusammen.
Nachdem wir unser Auto am Flughafen abgeholt haben, machten wir uns auf den Weg nach Kingston. Für mehr Details zur Autovermietung dürft ihr gerne den dazugehörigen Beitrag "Rent a car - in Canada" lesen. Für alle nicht interessierten, wollte ich das aber nicht hier reinpacken.

Couchsurfing:
Das heißt so viel wie, surfen auf anderer Leute Sofas. Natürlich surft man nicht wirklich sondern schläft, aber man versteht was gemeint ist. Couchsurfing ist also eine Gemeinschaft von Leuten, die über eine Internetplattform miteinander in Kontakt tritt. Man kann dort sein eigenes Sofa anbieten und Leute bei sich schlafen lassen, oder man fragt andere Leute ob man bei ihnen unterkommen kann. Das ganze ist kostenfrei und man kommt mit den Leuten vor Ort in Kontakt. Diese können einem dann was über die Gegend erzählen, oder sogar etwas zusammen unternehmen. Auch ist es super, wenn man selber keine Küche hat auf Reisen, ein warmes Abendessen zu bekommen, was einige ganz selbstverständlich anbieten.

Unsere erste Nacht haben wir dann gleich bei einer Familie mit vier Kindern im Alter von 0 bis 6 verbracht, die uns sofort gut mit Playmobil und Kinderbüchern beschäftigt haben. Zum Abend gab es selbstgemachte Pizza und Kohlsalat und jede Menge gute Tipps. Wir durften dann im Dachboden in einem richtigen Bett schlafen, wo die Kinder nicht hin durften, weil dort die Weihnachtsgeschenke aufbewahrt wurden. So waren wir jedenfalls dort vor den wilden Kleinen sicher. Die beste Aussage war aber von Chris, dem Vater: "Unser Grundstück ist leider nur zwei Hektar groß, was schon ziemlich klein ist". Naja, dass sind halt dann die kanadischen Dimensionen, in denen hier gedacht wird. Wir daheim haben sicher keine 20000m².
Da diese Familie leider nur eine Nacht für uns Zeit hatte, vermittelten sie uns netterweise an die Familie des Bruders der Mutter weiter, bei denen wir dann die nächsten zwei Nächte bleiben konnten.
Von dort aus erkundeten wir zuerst Edwards County, eine Insel vor Kingston, die den Nationalpark "Sandbanks beach" beheimatet. Hier ein paar Bilder davon, wir wir über riesige Sanddünen laufen.

Sanddünen auf Edwards County

Tony und ich
Früher befand sich hier eine Gletscher, der viel Sediment mit sich geführt hat. Als der wegtaute blieb viel Sand übrig und wurde von dem starken Wind zu Dünen aufgetürmt. Außerdem bildeten sich Sandbänke im Wasser, sodass große Seen im See entstanden. Von der einen Seite der Dünen schlugen wir uns quer Feld ein auf die andere Seite. Das war aber nur möglich, da das Moor zwischen den Dünen am Ufer zugefroren war und wir deshalb nicht einsanken. Spaß hat das total gemacht, ohne Plan einfach mal in eine Richtung loszulaufen, immer dem Rauschen der Wellen hinterher, die auf der anderen Seite ziemlich stark ans Ufer schlugen. Als wir dort waren hatten wir wirklich das Gefühl uns am Meer zu befinden, so windig war es. Nur der typische Geruch nach Salz hat gefehlt.

Natti im Moor

Wild im Sand
Eine interessante Entdeckung haben wir dann noch in Form eines toten Tieres am Strand gemacht. Es hatte sich wohl das Bein gebrochen und ist dann am Wasser gestorben. Da es so kalt war, ist es eingefroren und somit gar nicht verwest.
Dieser Ausflug war wirklich super schön. Das waren wohl die größten Dünen, die ich je gesehen habe.

Strand auf Edwards County



Rent a car - in Canada
Das willst du nicht! Und wenn du es doch nicht vermeiden kannst, dann versuche es niemals auf kanadischen Internetseiten! Es ist einfach der Horror. Erstens werden die Preise hier immer ohne Steuern angezeigt, zweitens ist der Preis im Internet niemals der Preis den man am Ende zahlen muss und drittens sagen dir die Leute direkt in der Filiale immer was anderes als im Internet steht.
Bist du dann auch noch keine 25 Jahre alt? Lass die Finger davon! Oder verbrenn dich. Das haben wir auch ein paar mal geschafft. Denn manche Autovermietungen geben dir gar kein Auto, oder du musst Underage fees bezahlen, die genauso teuer sind wie der Basistarif.
Bist du total verzweifelt, weil du nicht durchblickst was das billigste Angebot ist, oder du überhaupt gar nicht den richtigen Endpreis herausfinden kannst?
Vergiss es, geh nach Deutschland und freue dich an dem Verbraucherschutz dort. Schlussendlich haben wir nämlich dann wirklich über eine deutsche Internetseite gebucht (check24.de) und hatten wesentlich weniger Schwierigkeiten. Den genauen Endpreis wissen wir zwar immer noch nicht, aber jedenfalls ist es besser einschätzbar und der Name des Fahrers muss nicht zwingend mit dem Namen auf der Kreditkarte übereinstimmen. Was auch nervig sein kann, wenn man nur ein begrenztes Kreditlimit hat. Außerdem kann nur ich fahren, denn Tony ist 20 und somit nicht berechtigt ein Mietauto überhaupt nur anzugucken. Mindestalter ist 21, da habe ich gerade nochmal Glück gehabt. Jeder der dann auch noch über einen internationalen Führerschein nachdenkt - total sinnlos.
Den Papierwisch für 20 Euro kann man sich auch sparen, der europäische reicht vollkommen aus und ist auch optisch seriöser.

Trotz der vielen Schwierigkeiten haben wir aber schlussendlich ein Auto bekommen und fahren mit einem kleinen Kia durch die Gegend.



Montag, 22. Dezember 2014
Thunderbay - Impressionen

gefrorenes Graß

Ich am See

Sea Lion

vereiste Felsen

Natti, Marie, Tabea

Wasserfall

Wasserfall 2

Marie und Natti

Ich beim Schnee rutschen

Wasserfall 3

Alter Kamin

Marie und Tabea von hinten

Aussicht vom Gipfel