Rund um den See Genezareth
Nachdem mir ein Freund vorgeschwärmt hatte wie schön es am See Genezareth sei und dass man dort ganz gut eine Fahrradtour einmal um den See machen könne, beschloss ich auch dorthin zu fahren. Wir kamen also am Freitag in Tiberias an, was so ungefähr zwei Stunden mit dem Bus von Haifa weg liegt und checkten erst mal in unser Hostel ein. Dort wurden wir direkt von einer großen Gruppe afrikanisch aussehender Männer empfangen, die uns dann doch etwas suspekt vorkamen (Vorurteile hin oder her). Schließlich stellte sich herraus, dass die Gruppe sogennante Peacekeeper sind, für das Gebiet Ägypten, Israel, Syrien und wohl von der UN kommen. Ob man da seinen Urlaub in der verschlafenen Stadt Tiberias verbringen möchte sei dahingestellt. Denn dort gibt es nichts zu sehen, was irgendwie von Interesse wäre. Im Reiseführer sind ganz toll mehrere religiöse Stätten beschrieben, die sich dann aber doch eher als verwahrloste, verfallene Gebäude herausstellten. Also nichts wie raus hier und in den Bus auf den heiligen Berg. Hier soll Jesus seine Bergpredigt gehalten haben und es befindet sich ein Kloster und die Kirche der Seeligpreisungen dort oben.

Jüdische Gebetsstätte (Grab)

Moschee
Jeden Freitag Abend im Sommer gehen die Menschen von Tiberias und Umgebung an einen Fluss um dort beisammen zu sitzen, zu essen und zu trinken und vor allem aber Teil einer Jam Session zu sein. Es wird Jazz geschpielt und auch ein paar israelische Lieder sind dabei und das ganz im Freien. Am noch warmen aber schon stock dunklen Abend sitzt man wo es einem gerade passt, auf dem Boden, auf den Bänken oder aber lässt sich von seinen Freunden beim Tanzen fotografieren. Denn nur ein Abend der mit einer Menge Fotos endet war ein guter Abend in Israel. Wer mag kann ein Nachtbad im Fluss nehmen oder sich von den streunenden Hunden und Katzen beschmusen lassen. Medizinisches Mariuana wird freizügig geteilt und man sitzt und unterhält sich. Nachdem die Musik verklunen ist, lässt man den Abend gemütlich mit einer Flasche Wein am Ufer des Sees ausklingen.

Kloster auf dem Berg der Seeligpreisungen

Kirche der Seeligpreisungen
Am nächten Morgen waren wir voller Tatendrang und wollten die geplante Fahrradtour rund um den See machen. Doch hatten wir leider nicht mitbekommen, dass jedes Jahr am ersten Samstag im November diese Tour ganz offiziell gemacht wird. Es werden also die Straßen für Autos gesperrt und natürlich waren auch schon alle Fahrräder ausgeliehen. Nur noch ein paar Elektrobikes waren zu bekommen, die allerdings schlecht in Schuss waren. Der zustänige Mann versuchte sie mit einer Druckluftpumpe aufzupumpen. Kannte sich aber augescheinlich nicht sonderlich gut aus und brachte den Reifen prompt zum Platzen. Auf diesen Schock hin beschloss er es nicht noch einmal zu versuchen und wir bekamen also gar keine Fahrräder.

Daniel, Magda, Ich

Steine unterhalb des Wasserfalls
Was macht man also an einem Samstag in Israel? Wenn es nach den orthodoxen Juden ginge, zu Hause bleiben und in der Tora lesen, weshalb natürlich auch der Busverkehr eingestellt ist. Da es in Tiberias auch unter der Woche nichts zu tun gibt, beschlossen wir einfach mal los zu laufen und zu hoffen in eingigen Stunden den Teil des Seeufers zu erreichen, an dem man noch ein paar heilige Orte besuchen kann. Schon bald taten uns die Füße weh und das von der Universität strengestens verbotene Trampen wurde immer verlockender. So lernten wir also mehrere sehr nette Israelis kennen, die uns bereitwillig mitnahmen. Einer bot uns sogar an uns eine ganze Tour von einer Kirche zu nächtsten zu geben, was wir allerdings dankend ablehnten. Zu den besichtigten Kirchen gehörten: Brotvermehrungskirche, Primatskapelle und antike Ruinenreste der Kapelle der Seligkeiten.

Trampen

Wasserstand des Sees, der 1/3 der israelischen Wasserversorgung darstellt
Nach so vielen Kirchen und Reisebussen voller Touristen, stiegen wir dann zu einem kleinen Wasserfall hinunter um uns dort auf den im Wasser liegenden Steinen auszuruhen, nahmen ein Bad im See und ließen uns von grillenden, einheimischen Arabern zum Essen einladen. Leider sprachen sie nur wenig Englisch, aber ihre Kernbotschaft haben wir doch verstanden: Gerade seid ihr in Palästina, auch wenn die Grenzen etwas anderes sagen.

Ich, im Hintergrund Einheimische