Dienstag, 18. November 2014
Killarney- far far north
Vor ungefähr drei Wochen waren die Midterms vorbei und das Wochenende danach wollte ich unbedingt wegfahren. Nicht nur um das Ende der sogenannten "Hell week" zu feiern sondern um noch ein bisschen was vom Indian Summer zu schnuppern. Nach einigem hin und her fand sich schließlich eine Gruppe aus Desi, Tony, Frances und mir, die sich am Freitag Nachmittag zu einer sechsstündigen Autofahrt Richtung Norden aufmachten.


Desi, Frances, Natti, Tony auf einer Brücke



Natur in Killarney



Natur in Killarney 2



Wir alle beim Wandern

Das Ziel der Reise war der Nationalpark Killarney. Obwohl es schon ziemlich spät im Jahr war und der Park weit im Norden liegt, bot sich uns eine atemberaubende Naturlandschaft, die so ganz anders ist, als alles was ich bisher in Kanada gesehen hatte. Am Samstag Morgen machten wir uns nämlich daran "The Crack" zu bezwingen. Das ist eine Wandertour, die teilweise zwischen zwei hohen Felswänden hindurch führt und daher wohl ihren Namen hat. Da sich dort relative große Steine befinden ist das Ganze mit einiger Kletterei verbunden, die mir super viel Spaß gemacht hat, einigen in unserer Gruppe aber ein ein bisschen Probleme bereitet hat.


Tony und Natti auf einem Baumstamm



Fluss in Killarney



Mittagspause mit Desi



Schlucht - the crack



The crack 2.0


Heil sind wir dann trotzdem oben angekommen und haben nur knapp einen Bären verpasst, der wohl am Gipfel vorbei gelaufen ist und von anderen Wanderern beobachtet worden war. Wildlife haben wir aber trotzdem ein bisschen erlebt, wenn auch in kleinerer Form, so haben wir einen Specht und eine Kröte aus nächster Nähe beobachten können.


Specht



Kröte



Aussicht vom höchsten Punkt der Wanderung



Natti im Baum



Desi am Gipfel


Hungrig und müde kehrten wir abends in unser Hotel zurück um uns dann auf die Suche nach einem Restaurant zu machen. Da es aber schon Nebensaison war, hatte im ganzen Ort nur ein einziges Restaurant offen, wo wir dann auch noch Leute, die wir schon auf der Wanderung getroffen hatten wieder fanden. Das Essen war super und zum Nachtisch gab es eine Art heiße Apfeltaschen. So wie man sich das nach einem kalten Tag vorstellt - super schön.

Tony, Desi, Frances und ich im Restaurant
An Tag drei unseres Ausfluges wollten wir dann nochmal Kanu auf einem richtigen Kanu-Trail fahren. So liehen wir uns am Sonntag zwei Kanus mit Equipment aus und paddelten los. Und es war es auf jeden Fall wert! Der Anblick der sich uns auf dem See bot war einfach toll. Und inmitten von lauter Wasser hatte das nochmal eine besondere Wirkung.


Kanufahren



Kanufahren 2.0


Und was auf einer Kanutour natürlich nicht fehlen darf war eine "Portage", bei der man das Kanu zur anderen Seite eines Landstückes tragen muss, weil die Seen nicht miteinander verbunden sind. Dafür gibt es sogar eine extra Vorrichtung im Kanu, ein hölzernes Joch, was sich mehr oder minder perfekt auf die Schultern setzen lässt.

Portage zwischen zwei Seen
Auf dem zweiten See sahen wir sogar einen Biber von einem Damm zum nächsten schwimmen, was sich aber leider nicht fotografieren ließ. Bei der nächsten Portage angekommen, beschlossen wir aber diese nur noch mit leichtem Gepäck zu begehen und zu dem kleinen Wasserfall zu wandern. Dort floss das Wasser über riesige Steinplatten, anstelle von einem steinigen Flussbett, was seinen eigenen Charm hatte. Um eine bessere Sicht zu haben sprangen wir mit Ach und Krach über einen Seitenarm des Flusses auf eine kleine Insel. Dabei hatten wir tatkräftige Hilfe von dem Mann in unserer Runder, denn es war alles sehr rutschig und für Menschen mit kürzeren Beinen nicht ganz einfach zu meistern.


Wasser fließt über Steinplatten



Kanu



Geschafft - mit Tony, Desi und Frances


Zurück ging es auf der gleichen Strecke wie hin, gebraucht haben wir wohl ungefähr 4 Stunden. Das war dann aber auch genug für unsere Armmuskeln. Den Rest des Tages verbrachten wir dann wieder im Auto welches uns an einem richtig dunkelroten und wunderschönen Sonnenuntergang vorbei trug.

Sonneuntergang am ersten Abend.
Leider gibt es von dem letzten kein Bild. Aber der hier war auch nicht schlecht ;)



Mittwoch, 5. November 2014
Neulich in Waterloo
Schnellen Schrittes läuft sie die dunkle Straße entlang. Den Kopf gesenkt, die Schultern hochgezogen, sich leicht gegen den schneidenden Wind lehnend. Die Gedanken weit weg bei dem vergangenen Abend, verklingendes Lachen in den Ohren.
Der Boden ist noch nass vom Regen, bedeckt mit welken Blättern. Zwei Lichter nähern sich, wirbeln sie auf und verschwinden wieder in der Ferne. Langsam findet das Laub seinen Weg zurück auf den feuchten Asphalt, nur um gleich wieder von einer Böe zu einem anderen Ort getragen zu werden.
Den wollenden Schal enger um den Hals legend, um ihn vor der kalten Luft zu schützen, wirft sie einen Blick auf das Leuchtschild, welches sich klar in der Dunkelheit abzeichnet. Der weiße Schriftzug ist ihr Ziel.
Noch einmal beschleunigt sie ihren Schritt, die frische Luft tief in ihre Lunge saugend. Die Backen sind eiskalt, doch innerlich fangen sie an zu glühen.
Eine Tür öffnet sich, ihr schlägt die warme Luft entgegen und glücklich steigt sie die Treppe zu ihrem hell erleuchteten Zimmer hinauf, in dem schon jemand auf sie wartet.



Sonntag, 2. November 2014
Halloween
Halloween in Kanada ist sehr wichtig für die Leute. Jeder verkleidet sich, nicht umbedingt gruselig, aber immerhin. Und wenn man schon in der Uni mit Kostüm rumläuft, ist das auch ok. Also hier ein paar Impressionen:














Ice hockey, was ist das denn?
Hier in Kanada sind natürlich alle verrückt nach Eishockey, gerade jetzt wo es mitten in der Saison ist. Jedes Kind lernt Schlittschuhlaufen und letzten als wir shoppen waren, trafen wir einen Jungen mit seinem Vater, der gerade stolz die neuen Eishockeyschuhe in den Händen hielt. Aber halt, wer Eishockey sagt, der ist nicht von hier. In Kanada gibt es kein Straßenhockey, was wir mit Inlinern spielen oder so. Hier wird einfach nur Hockey gesagt und um sich nicht als Ausländer zu outen passt man sich an.

Briefkasten mal anders
Um uns also so richtig kanadisch zu fühlen mussten wir natürlich auch auf ein Hockeyspiel gehen. Lokal in Kitchener haben die Kitchener Rangers gespielt. Die waren auch gar nicht schlecht und haben schlussendlich 3:1 gewonnen. Obwohl es nur ein kleines Stadion war, waren viele Leute da und riefen Parolen, wie "Let's go rangers". Nicht sehr einfallsreich, aber effektiv. Und wir haben auch mal eine Reihe Kanadier gesehen, die nicht in der ersten Generation in Kanada sind. Der Hauptteil an unserer Uni sieht nämlich nicht wirklich kanadisch aus, was an dem hohen Migrationsanteil liegt. Viele sind woanders geboren oder einfach erst zum studieren hierher gekommen. Aber der breite Kern, der sich ein Hockeyspiel anguckt ist eben doch noch ganz original.

Hockeyspiel
Leider konnten wir keine Schlägerei beobachten. Zwar war das Spiel nicht ganz harmlos, eine Reihe Schläger wurden zerbrochen und immer wieder wurde jemand gegen die Bande gefahren. Doch sobald es etwas ernster zu werden drohte, gingen die Schiedsrichter dazwischen. Das gibt es wohl in den höheren Leagen nicht, wo erst dazwischen gegangen wird, wenn einer am Boden liegt.

Hockeyspiel
Unglaublich sind aber auch die Reaktionszeiten der Spieler. So ein Puck kann unglaublich schnell werden. Dazu ist er noch so klein und somit teilweise schwer zu verfolgen. So ist es ziemlich hilfreich, dass man sich ein Tor nochmal in Zeitlupe angucken kann und um eines zu validieren gibt es ein elektronisches System, welches trackt, ob der Puck über die Linie gegangen ist. Wir beim Fußball haben das ja auch schon diskutiert, aber da wird der Ball bei weitem nicht so schnell und man kann wohl noch mit bloßem Auge ein gutes Urteil fällen.



Badlands - nothing grows here
So ungefähr vor zwei Wochen, also eine Woche nach Thanksgiving haben wir einen Ausflug in die Badlands gemacht. Organisiert wurde das von einem Pärchen vom Outer's club, bei dem ich Mitglied bin. Anfangs waren wohl über 30 Leute angemeldet, zum eigentlichen Treffpunkt sind dann aber nur ca. 8 erschienen.

Marie (Dänemark) und Ich
Dabei waren echte Kanadier aber auch internationale Studenten. Generell lebt der Outer's Club relativ stark von Studenten aus anderen Ländern, die Kanadas Natur kennen lernen wollen.So sind wir also um acht Uhr morgens aufgebrochen und drei kleine Wanderungen auf dem Bruce Trail gemacht. Unter anderem in die Badlands. Das ist eine Landschaftsform, die aus mit viel Metall angereicherter Erde besteht. Die rote Farbe kommt wohl von dem Kupfer, und die grünen Streifen sind die Folge von Oxidation. Früher war das ganze wohl mal ein Fluss, der jetzt ausgetrocknet als Touristenattraktion gilt.

Badlands

Badlands again
Weiter ging dann die Wanderung durch einen malerisch gefärbten Wald. Das was man hier den Indian Summer nennt und so berühmt ist. Einfach nur atemberaubend sind die Ausblicke über ein Meer aus rot, gelb und orange. Soweit das Auge reicht nur Bäume. Auch ein bisschen klettern konnten wir hier. Hinab ging es ein paar sehr hohe Stufen in die Teufelsschüssel, wobei an der Felswand daneben sogar noch ein Stahlseil befestigt war. Trotzdem nichts im Vergleich zu so manchen Klettereien in den Alpen ;)

Steilster Teil der Wanderung mit Sicherungsseil
Die Kanadier sind manchmal schon lustig drauf. Ein Mädchen war an dem Tag nicht in Wanderstimmung und kam schon mit einer Kuscheldecke um die Schultern zum Treffen. Nach der ersten kurzen Wanderung, die sie nur im Pulli mitgemacht hat, sind wir dann wieder zu den Autos gegangen. Für die zweite etwas längere Strecke hat sie dann ihre Decke mitgenommen und sich darin eingewickelt um warm zu bleiben. Das ist mal eine sehr wohnzimmerliche Einstellung zu den kalten Badlands.

unsere Ausflugsgruppe

bunte Bäume Kanadas
Auf unserem Weg sind wir an mehreren riesigen Häusern Häusern mit noch größeren Gärten und Koppeln für Pferde vorbeigekommen. Wer sich in dieser Einsamkeit ein Haus kauft hat wohl noch genügend übrig um das dementsprechend auszustaffieren. Denn die Architektur war meistens eine ausgefallene Mischung aus ländlichem Holz und modernen großen Fenstern.
Die Pferde mussten natürlich gleich gefüttert werden. Was gar nicht so einfach war, denn einer aus unserer Gruppe ließ den Apfel mehrfach fallen aus Angst das Pferd könnte ihn beißen. Die Nähe zu den Tieren ist eben nicht überall gegeben und ich bin wohl durch meinen Heimatort mit vielen Kühen und Pferden, Hunden und Katzen sehr daran gewöhnt.

Mädchen mit Decke, Junge mit Angst, ein Apfel und ein Pferd
Auf unserem Weg mussten wir auch eine Straße überqueren. Dabei konnten wir viele sehr teure, teils protzige, teils schnelle Autos bestaunen. Denn diese Strecke ist als Herbstblätter-Anguck-Straße ausgeschildert. Und jeder der nicht laufen will oder kann, kann entweder mit dem Auto durch den Wald fahren, oder es sich in einer Eisenbahn gemütlich machen, die langsam durch das Gebiet fährt.

Eisenbahnbrücke im Wald
Und zum Abschluss nochmal ein bisschen bunte Blätter, von denen wir auf dieser Wanderung reichlich gesehen haben.



Mittwoch, 22. Oktober 2014
Thanksgiving
Wie man einen Truthahn auftaut:
Dabei gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen kann man den gefrorenen Hahn drei bis vier Tage vor der Zubereitung in den Kühlschrank legen und ihn so langsam auftauen lassen. Oder aber man entscheidet sich für die schnellere, aber aufwändigere Methode und legt den Vogel in einen großen Topf voll Wasser. Dieses muss jede halbe Stunde ausgetauscht werden und man rechnet eine Stunde pro Kilo Fleisch. Entweder wir haben uns verrechnet, oder diese Angabe ist nicht ganz korrekt. Denn als wir in den Truthahn hineinfassten war er innen noch gefroren. Deshalb hat es ein bisschen gedauert, bis wir bemerkten, dass innen drin noch der Hals des Tieres war, den wir zuerst für einfach noch gefrorenes Fleisch gehalten haben. Auch die Tüte mit den Innereien haben wir irgendwie nicht gefunden und so wurde sie mitgebacken und beim Aufschneiden dann gefunden.

Wie man einen Truthahn zubereitet:
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Prep Time: 15 Minutes
Cook Time: 3 Hours 30 Minutes
Ready In: 4 Hours 15 Minutes
Servings: 16

INGREDIENTS
1 (12 pound) whole turkey
3/4 cup olive oil
2 tablespoons garlic powder
2 teaspoons dried basil
1 teaspoon ground sage
1 teaspoon salt
1/2 teaspoon black pepper
2 cups water

DIRECTIONS
1. Preheat oven to 325 degrees F (165 degrees C). Clean turkey (discard giblets and
organs), and place in a roasting pan with a lid.
2. In a small bowl, combine olive oil, garlic powder, dried basil, ground sage, salt, and
black pepper. Using a basting brush, apply the mixture to the outside of the
uncooked turkey. Pour water into the bottom of the roasting pan, and cover.
3. Bake for 3 to 3 1/2 hours, or until the internal temperature of the thickest part of the
thigh measures 180 degrees F (82 degrees C). Remove bird from oven, and allow to
stand for about 30 minutes before carving.
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Dem aufmerksamen Leser ist sicher aufgefallen, dass als Zubereitungszeit 15 Minuten angegeben waren. Das trifft zwar auf dieses Rezept durchaus zu, aber nicht auf unsere Kochkünste. Vor allem wenn man sich nicht so ganz sicher ist, wie den durchaus nicht leichten Vogel waschen soll. So trugen wir ihn wohl mehrmals zwischen Tisch und Spülbecken hin und her.

Waschen eines Truthahns

Wie man einen Truthahn füllt:

Das eigentliche Füllen ist dann auch wieder gar nicht so einfach, denn wir hatten ein bisschen zu viel und so mussten wir, wie der englische Name "Stuffing" impliziert, ein bisschen stopfen.

Füllung für den Hahn

Die Kochgruppe (alle anderen kamen später) Marie, Richard und Desi

Fertig um in den Ofen zu wandern

Fertig um gegessen zu werden
Zusätzlich zu dem Truthahn gab es dann noch Süßkartoffelmuß, dass die zwei Finnen gemacht haben, Mexikan Salad von Richard, Maiskolben und Apfelzimtkuchen von Marie gemacht.

Essen auf dem Teller
Von diesem Teller habe ich wohl zwei verdrückt und alle anderen genauso viel. Insgesamt haben wir fast alles von dem Braten aufgegessen und nur noch ein bisschen Muß übrig gehabt. Dafür haben wir aber auch um 4 Uhr angefangen zu kochen und um halb 10 dann den ersten Bissen genommen.
Die lange Wartezeit zwischendrin haben wir in geselliger Runde mit englischen Wortratespielen verbracht.

Die Essensgesellschaft

Alles in allem ein super schöner Tag! Und ich kann die Aussage einer Kanadierin bestätigen. Stuffing is the best of the whole dinner.



Oktoberfest - die erste, zweite und dritte
Funfact des Tages: Kitchener hieß früher mal Berlin und hat eine sehr aktive deutsche Community. Deshalb gibt es hier auch ein Oktoberfest, was wie der Name schon sagt auch im Oktober stattfindet. Also nach dem Original. Das Oktoberfest in Kitchener ist das zweit größte der Welt, kann aber dennoch nicht im geringsten damit verglichen werden.

von Desi geflochtener Zopf
Hier sind die verschieden Zelte/Häuser über den ganzen Ort verteilt und man kauft sich für einen bestimmten Abend in einem bestimmten Zelt ein Ticket. Für Freitag den 11. Oktober hatten wir Karten für das Schwabenhaus. Leider war es eines der kleineren Zelte, sodass nur wenig los war. Zudem gab es nur gebrannte Erdnüsse statt Mandeln, kanadisches Bier und keine Bierbänke sondern Stühle.

Auf dem Weg zum Oktoberfest
Trotzdem haben wir uns ganz gut amüsiert. Und so kamen die deutschen Jungs in unserer Runde auf die Idee auf die Bühne zu gehen und das Donaulied zu singen. Was sie dann auch gleich taten. Unsere Gruppe fand es herrlich, bei den übrigen Gästen, die das Lied wohl nicht kannten und kein Deutsch verstehen, wohl eher nicht so. Und so verließen wir nach einiger Zeit und einigen Bier das Zelt um in eine Bar in Uptown weiterzuziehen.

Ein bisschen Deutsch können sie doch!
Dort durften wir dann Bekanntschaft mit den Türstehern sowie der Polizei machen. Und das kam so: David, ein Bekannter eines Exchangestudenten aus Deutschland, der ein Praktikum in Detroit macht und zu Besuch war, zog aus lauter guter Laune den Feueralarm. Daraufhin sahen wir nur noch eine Menge schwarz gekleideter Security-Leute Richtung Eingang laufen und jeden der zugab mit ihm befreundet zu sein vor die Tür verwies. Nach einiger Zeit und vielen Androhungen von 1000 Dollar Strafe, kam dann die Polizei, der eine Geschichte von einem Kaugummiautomaten erzählt wurde. Und das in Deutschland ja immer Glasscheiben vor den Hebeln sind, die man erst einschlagen muss und hier nicht vorhanden waren.

Donauliedauftritt auf dem Oktoberfest
So wurde aus den tausend Dollar nach einiger Zeit 50 wegen Betrunkenheit in der Öffentlichkeit. Irgendwann beschlossen wir mit dem Taxi nach Hause zu fahren und das weitere Geschehen nicht mehr mit zu verfolgen, um am nächsten Morgen zu erfahren, dass er ganz ohne Strafe davon gekommen war. Wieder mal ein Beispiel für die Freundlichkeit der kanadischen Polizei.

Am Mittwoch den 15. Oktober ließen wir dann den Squashunterricht sausen um mit Taylor, den wir vom Squash kennen, und anderen in den Concordiaclub zu gehen, welcher auch ein Oktoberfestzelt ist. Dieser wurde von anderen Studenten als das beste Zelt bezeichnet und war auch um einiges besser als das Schwabenhaus. Es war viel größer, die Leute waren Jünger und es wurde bessere Musik gespielt. Während im ersten Zelt überwiegend Volksmusik kam, spielten sie hier einen Mix aus Volksmusik und Charthits. Außerdem wurden verschiedene Spiele, wie Dosenwerfen und Hau-den-Lukas, sowie richtige gebrannte Mandeln und Brezen angeboten. Ihr glaubt gar nicht wie gut eine Breze nach ein paar Monaten Verzicht schmecken kann.


Heidelberghaus
Und last but not least gingen wir den Samstag drauf noch ins Heidelberghaus. Dort erinnerte nur noch wenig an Oktoberfest. Die Abende vorher liefen noch viele Menschen in mehr oder minder authentischen Trachten rum und zierten sich mit Filzhüten an denen viel zu lange, viel zu bunte Federn befestigt waren. Im Heidelberghaus ließ dieser Trend aber nach und die Bands spielten mehr Rock und Charts als deutsche Musik. Was aber gar nicht so schlecht war. Denn ich musste beschämt feststellen, dass ich keine deutschen Tänze kann. Und so lief es auf ein bisschen Schuhplatteln und eingehakt im Kreis tanzen raus. Vielleicht sollte ich mal lernen wie man Polka tanzt, von der einen Stunde bei Antje ist nämlich nicht so viel hängen geblieben. Wir haben also bis ein Uhr durchgetanzt und es hat so viel Spaß gemacht. Alles was Bewegung und Musik vereint ist einfach super toll :)



Samstag, 11. Oktober 2014
Nuit Blanche - es wird nicht geschlafen
Nuit Blanche zu Deutsch weiße Nacht, beschreibt eine Nacht in den nördlicheren Regionen der Erde, in der die Sonne nicht untergeht und die Menschen somit nicht schlafen können. Eines Tages wurde dann in Paris ein Kunstfest danach benannt, welches die ganze Nacht andauert und man somit nicht schlafen gehen kann. Das es das gleiche Fest jetzt auch in Toronto gibt zeigt, dass die Kanadier doch ein bisschen französische Kultur außerhalb der Grenzen Quebecs mitbekommen haben. Warum ich euch davon erzähle könnt ihr euch schon denken. Ich war natürlich dort.

Aber zuerst wie es dazu kam: Letzte Woche wurden Desi und ich gefragt, ob wir nicht auf einen mehrtägigen Ausflug in einen Nationalpark mitkommen möchten, es wären noch zwei Plätze frei. Da wir beide viel zu tun hatten, wollten wir die Entscheidung erst am Abend fällen. Im Verlaufe des Nachmittags wurde allerdings noch jemand anders eingeladen und so sagte Desi kurzentschlossen ja und ergatterte den letzten Platz. Natürlichen versuchen wir noch ein größeres Auto zu organisieren, aber nach mehrmaligen Anrufen bei der Autovermietung stellte sich heraus, dass Menschen unter 25 Jahren keine Minivans ausleihen dürfen. So musste ich also zu Hause bleiben. Und weil ich das nicht wollte habe ich einen Kanadier namens Chris, der mir von Nuit Blanche erzählt hatte, gefragt, ob ich nicht mitkommen könnte.

So fuhren Chris und ich also am Samstagabend mit dem Grayhoundbus nach Toronto und trafen dort noch eine Reihe anderer Kanadier. Mit denen saßen wir zuerst in gemütlicher Runde bei einem Mädchen zu Hause und gingen dann am späten Abend los auf die Straßen der Stadt. Zuerst verschlug es und nach Chinatown, wo alles auf Chinesisch und Englisch zu lesen ist und eine Unmenge von Menschen von einem Kunstobjekt zum nächsten wanderte. Manchmal musste man sich aber schon fragen: „Ist das Kunst oder gehört das so?“ Lustig fand ich die sogenannten Shoutboxes, die überall aufgestellt waren. Das sind große Würfel in die man gehen kann und einfach so laut schreien, wie man gerade möchte, da sie komplett schallgedämpft sind. Das konnten wir aber leider nicht machen, da sich aufgrund ihrer Beliebtheit immer eine lange Schlage davor befand. Viele Künstler arbeiteten mit Licht, was sich in einer stockdunklen Nacht ja auch anbietet. Besonders beeindruckend war aber der über 60km sichtbare Lichtstrahl vom CN-Tower, der zuerst weißes Licht war und sich dann immer weiter in die Regenbogenfarben aufgespalten hat.


Bild zur Auflockerung: Quiditschspiel an der Uni Waterloo

Obwohl Naturschutz in Kanada eigentlich kein großes Thema ist und die Grünen dieses Jahr das erste Mal einen Sitz im Parlament bekamen, haben sich erstaunlich viele Künstler mit diesem Thema befasst. Einer hatte eine Konstruktion gebaut, die aus einem Kanu bestand, dass auf lauter Plastikflaschen schwamm. Man konnte sich dann in das Kanu setzten und wurde auf dem Gestell herumgefahren, wobei die Plastikflaschen anfingen sich in Wellenbewegungen auf und ab zu bewegen. Auch interessant war eine Installation über Fleisch, bei der man einer Frau beim Wurstherstellen zusehen konnte. Ihre ganze Umgebung war mit Hackfleisch, Würsten und Metzgerwerkzeug behängt, wobei aber sehr darauf geachtet wurde, allen klar zu machen, dass es sich nicht um echte Tierprodukte handelte.

Je später es wurde, desto leerer wurden die Straßen und gegen Ende begegneten wir immer weniger Menschen, die wirklich auf der Nuit Blanche unterwegs waren, als Leuten, die wirklich so früh aufgestanden sind. Unsere letzte Station führte uns zu vielen, auf einer Wiese aufgestellten Türen. Der Betrachter war dazu eingeladen aus jeder Reihe Türen eine auszusuchen, hindurchzugehen und die nächsten Türen zu betrachten. Die Entscheidung durch welche Tür gegangen wird, war individuell und abhängig von den Wörtern, die auf den Türen standen. Die erste Reihe war zum Beispiel Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. So ging man also auf eine Reise in seinen eigenen Charakter mit vielen Möglichkeiten. Andere Türreihen waren: „Fiktion oder Realitiät“, „Ich kann mich ändern, Ich werde mich ändern, oder Alles bleibt wie es ist“. Auf den letzten zwei Türen stand Verloren und Gefunden. Man wurde also dazu angeregt sich zu den verschiedenen Wörtern Gedanken zu machen. Um die Nacht mit einem Morgenaufgang abzuschließen gingen wir um sieben in der Früh an den Harfen. Leider waren so viele Wolken am Himmel, dass wir nur die sich langsam rot färbenden Wolken sahen, aber nicht die Sonne an sich.

Nach zwei Stunden Schlaf im Wohnzimmer einer Kanadierin, fuhren wir wieder zurück nach Waterloo. Ich glaube ich habe mich noch nie so auf eine heiße Dusche gefreut, wie nach dieser langen, kalten Herbstnacht. Super schön war es aber auf jeden Fall Toronto bei Nacht kennen zu lernen und ich werde sich bei Tag nochmal zurück kommen.



Freitag, 3. Oktober 2014
Trololol
University work kicks in and my first day of bad mood says hello to the world.

Coden in der Uni
Man will sich ja nicht beschweren, aber diese ganzen Assignments gehen einem schon gehörig auf die Nerven. Jeder ist nur noch mit Lernen beschäftigt, weil auch in den nächsten Wochen die Midterms geschrieben werden. Darunter leidet leider das soziale Leben und so kommt es, dass ich um 8 Uhr abends alleine in der Uni sitze und meinem Labtopakku dabei zusehe, wie er langsam immer leerer wird, damit ich dann nach Hause gehen kann ein Kabel zu holen.



Donnerstag, 2. Oktober 2014
Niagara Falls
Ein Muss für jeden Kanadabesucher - die Niagara Fälle. Letztes Wochenende sind wir dort also hingefahren. Mit super kultigen Schulbussen auf dem Highway ohne Anschnallgurt und ziemlich unbequemen Sitzen. Aber toll ausschauen tuen sie ja schon.

Schulbus
Dort angekommen bot sich uns ein umwerfender Anblick den ich so schnell wohl nicht mehr vergessen werde. Auf den Fotos ist es wirklich nur halb so beeindruckend wie wenn man direkt davor steht. Alles ist nass, nicht nur der Boden sondern auch die Luft. Es fühlt sich teilweise wirklich so an, als würde es regnen, dabei ist es nur das Wasser das nach dem Aufprall wieder hochspritzt.
Unter den Fällen wurden Tunnel in den Fels gegraben in die man rein gehen kann. Und dort sind dann eine Reihe von Informationstafeln an die Wand gehängt. Zum Beispiel ist der Abhang an dem das Wasser hinab stürzt schon 11km abgetragen worden. Irgendwann haben sie dann mal versucht das wieder aufzufüllen, indem sie den Fluss mit einem Staudamm gestoppt haben, Felsen aufgeschüttet haben und dann den Damm wieder abrissen. Nachdem das aber eine Menge Aufwand bedeutet wurde beschlossen das in Zukunft nicht mehr zu tun und die Dingen ihren natürlichen Weg gehen zu lassen. Auch sind dort schon mehrere Leute freiwillig oder unfreiwillig runter gefallen. Einige haben es überlebt, die Mehrzahl aber hat aber den Tot in den Wassermassen gefunden.

amerikanische Fälle
Nach dem "Jurney behind the falls" machten wir noch eine Bootstour direkt unter den Fällen. Das war das beste an dem ganzen Ausflug. Jeder bekam erst mal ein rotes Regencape und dann ging die Fahrt los. Auf der amerikanischen Seite bekommt man blaue Mäntel und so fahren immer Boote in ganz blau oder ganz rot auf dem Fluss. Die Fällen bestehen aus den amerikanischen Fällen und den Hufeisen Fällen. Die zweiten heißen so, weil sie halbkreisförmig sind. Mit dem Schiff fuhren wir also direkt in das Hufeisen hinein und waren so mitten in der Wasser/Nebel-Wolke.

Alex und ich als "le petit Chaperon rouge"
Die Stadt an den Fällen ist mehr ein Vergnügungspark als alles Andere. Man kann dort Abenteuer Minigolf spielen, ein Wachskabinet besuchen oder in ein 4D Kino gehen. Auch viele Hotels sind dort zu finden und wenn man schon eine Nacht in der Stadt bleibt kann man ja nicht die ganze Zeit nur das Wasser angucken, sondern braucht eine Beschäftigung die einem dort reichlich geboten wird. Insgesamt war es eine sehr schöne Tagestour und ist wirklich zu empfehlen. Den Kanadiern hier hängt es aber schon zum Hals heraus, weil jeder Besuch der kommt erst mal dorthin mitgenommen werden muss.

Ich vor den Fällen mit Regenbogen