Dienstag, 29. November 2016
Ein Gedi - kühles Nass
Auf dem Weg ans Tote Meer nahmen wir einen Tramper mit, der in eine nahegelegene Siedlung wollte. Wir beschlossen ihn direkt dort hinzufahren, da es auf der Karte nur ein kurzer Umweg war. Was wir allerdings nicht bedacht hatten war, dass die Siedlung an der Nähe zur palästinensischen Grenze lag und deswegen ein großer Zaun einmal um die ganze Siedlung herum ging. Um rein und raus zu kommen bracht man den passenden Code für das passende Tor und da niemand den Code für das Tor auf der anderen Seite der Siedlung zu kennen schien, mussten wir also umkehren, durch das vordere Tor wieder hinaus und die Straße zurück fahren. Google Maps weiß eben doch nicht alles.



Der Tramper meinte auch, dass zum Toten Meer zu fahren langweilig sei. Wo er auch in gewisser Weise recht hatte. Denn dort kann sieht man außer Hotelbunkern und weniger schönen Stränden wenig. Das Baden im Meer selbst ist natürlich eine einmalige Erfahrung und weil jeder das Bild des Zeitunglesers kennt gibt es heute kein Bild davon. Der Nationalpark Ein Gedi liegt aber direkt am Toten Meer und so lohnt sich ein Besuch in der Gegend dann also doch.



Nachdem Tony und ich einen Tag im Awdat Nationalpark in der Wüste Negev verbracht hatten und die pralle Sonne ohne Schatten uns ganz schön zugesetzt hatte, waren wir sehr froh über den kühlen Charakter der Wanderung durch Ein Gedi. Hier verläuft nämlich der Weg auf weiten Teilen durch den Fluss und man hat ständig nasse Füße, wenn einem das Wasser nicht gerade bis zu den Knien geht. Die Wanderung geht an einem schönen Wasserfall vorbei leicht bergauf bis zu natürlichen Pools in denen man auch ein erfrischendes Bad nehmen kann.





Awdat - Impressionenen aus der Wüste



















Rund um den See Genezareth
Nachdem mir ein Freund vorgeschwärmt hatte wie schön es am See Genezareth sei und dass man dort ganz gut eine Fahrradtour einmal um den See machen könne, beschloss ich auch dorthin zu fahren. Wir kamen also am Freitag in Tiberias an, was so ungefähr zwei Stunden mit dem Bus von Haifa weg liegt und checkten erst mal in unser Hostel ein. Dort wurden wir direkt von einer großen Gruppe afrikanisch aussehender Männer empfangen, die uns dann doch etwas suspekt vorkamen (Vorurteile hin oder her). Schließlich stellte sich herraus, dass die Gruppe sogennante Peacekeeper sind, für das Gebiet Ägypten, Israel, Syrien und wohl von der UN kommen. Ob man da seinen Urlaub in der verschlafenen Stadt Tiberias verbringen möchte sei dahingestellt. Denn dort gibt es nichts zu sehen, was irgendwie von Interesse wäre. Im Reiseführer sind ganz toll mehrere religiöse Stätten beschrieben, die sich dann aber doch eher als verwahrloste, verfallene Gebäude herausstellten. Also nichts wie raus hier und in den Bus auf den heiligen Berg. Hier soll Jesus seine Bergpredigt gehalten haben und es befindet sich ein Kloster und die Kirche der Seeligpreisungen dort oben.

Jüdische Gebetsstätte (Grab)

Moschee
Jeden Freitag Abend im Sommer gehen die Menschen von Tiberias und Umgebung an einen Fluss um dort beisammen zu sitzen, zu essen und zu trinken und vor allem aber Teil einer Jam Session zu sein. Es wird Jazz geschpielt und auch ein paar israelische Lieder sind dabei und das ganz im Freien. Am noch warmen aber schon stock dunklen Abend sitzt man wo es einem gerade passt, auf dem Boden, auf den Bänken oder aber lässt sich von seinen Freunden beim Tanzen fotografieren. Denn nur ein Abend der mit einer Menge Fotos endet war ein guter Abend in Israel. Wer mag kann ein Nachtbad im Fluss nehmen oder sich von den streunenden Hunden und Katzen beschmusen lassen. Medizinisches Mariuana wird freizügig geteilt und man sitzt und unterhält sich. Nachdem die Musik verklunen ist, lässt man den Abend gemütlich mit einer Flasche Wein am Ufer des Sees ausklingen.

Kloster auf dem Berg der Seeligpreisungen

Kirche der Seeligpreisungen
Am nächten Morgen waren wir voller Tatendrang und wollten die geplante Fahrradtour rund um den See machen. Doch hatten wir leider nicht mitbekommen, dass jedes Jahr am ersten Samstag im November diese Tour ganz offiziell gemacht wird. Es werden also die Straßen für Autos gesperrt und natürlich waren auch schon alle Fahrräder ausgeliehen. Nur noch ein paar Elektrobikes waren zu bekommen, die allerdings schlecht in Schuss waren. Der zustänige Mann versuchte sie mit einer Druckluftpumpe aufzupumpen. Kannte sich aber augescheinlich nicht sonderlich gut aus und brachte den Reifen prompt zum Platzen. Auf diesen Schock hin beschloss er es nicht noch einmal zu versuchen und wir bekamen also gar keine Fahrräder.

Daniel, Magda, Ich

Steine unterhalb des Wasserfalls
Was macht man also an einem Samstag in Israel? Wenn es nach den orthodoxen Juden ginge, zu Hause bleiben und in der Tora lesen, weshalb natürlich auch der Busverkehr eingestellt ist. Da es in Tiberias auch unter der Woche nichts zu tun gibt, beschlossen wir einfach mal los zu laufen und zu hoffen in eingigen Stunden den Teil des Seeufers zu erreichen, an dem man noch ein paar heilige Orte besuchen kann. Schon bald taten uns die Füße weh und das von der Universität strengestens verbotene Trampen wurde immer verlockender. So lernten wir also mehrere sehr nette Israelis kennen, die uns bereitwillig mitnahmen. Einer bot uns sogar an uns eine ganze Tour von einer Kirche zu nächtsten zu geben, was wir allerdings dankend ablehnten. Zu den besichtigten Kirchen gehörten: Brotvermehrungskirche, Primatskapelle und antike Ruinenreste der Kapelle der Seligkeiten.

Trampen

Wasserstand des Sees, der 1/3 der israelischen Wasserversorgung darstellt
Nach so vielen Kirchen und Reisebussen voller Touristen, stiegen wir dann zu einem kleinen Wasserfall hinunter um uns dort auf den im Wasser liegenden Steinen auszuruhen, nahmen ein Bad im See und ließen uns von grillenden, einheimischen Arabern zum Essen einladen. Leider sprachen sie nur wenig Englisch, aber ihre Kernbotschaft haben wir doch verstanden: Gerade seid ihr in Palästina, auch wenn die Grenzen etwas anderes sagen.

Ich, im Hintergrund Einheimische



Donnerstag, 3. November 2016
Safed - die blaue Stadt
Am Dienstag haben wir einen Tagesausflug nach Safed gemacht. Ursprünglich wurde die Stadt von den Briten an die Palestinenser übergeben, wurde aber relativ bald (1948) von der israelischen Armee eingenommen. Die hier lebenden Juden werden durch die Farbe blau an ihr Ziel erinnert Himmel und Erde näher zusammen zu bringen. Hier ein paar Impressionen:

Safeds blaue Türen

Safed

religiöse Kinder (in Safed ist die dichte streng religiöser Juden sehr hoch)

Synagoge

Frau in schwarz

Friedhof

Miriam, ich, Daniel, Svitlana



Golanhöhen - Bombs in the night
Nachdem ich also in Haifa angekommen bin und wir uns zwei Tage kannten, haben wir beschlossen direkt den ersten Ausflug zu machen. Mit dem Auto ging es zwei Tage in die Golanhöhen. Hier bezieht Israel ein Drittel seines Wassers, sonst sind noch der See Genezaret und Wasseraufbereitungsanlagen am Mittelmeer von Bedeutung. Die Gegend wurde 1973 von der Israelischen Armee eingenommen und gehörte vorher zu Syrien. Um dieses Sieges gebührend zu gedenken kann man von einer ehemaligen Militärstellung auf einem Berg Bunker angucken und bis nach Syrien hinüber blicken.

Syrische Grenze
Hier wird besonders darauf geachtet, dass man einen tollen Ausblick über bestelltes Land und Früchte tragende Pflanzen hat, um den Kontrast zu dem eher kargen syrischen Gebiet hervorzuheben. Hinter dem Berg gibt es ein Kibutz, welches ehemals direkt an der Grenze gelegen war und die erste israelische Siedlung in der Gegend ist. Nach vielfachem Beschuss durch den Feind haben sich die Siedler allerdings hinter den schützenden Berg zurückgezogen. Heute wird das Grenzgebiet von der UN gesichert, auch aus dem Grund, dass es sich hier um eine der höchst gelegensten Orte handelt und Raketen, die von hier abgeschossen würden eine sehr hohe Reichweite hätten.

UN Soldaten
Die syrischen Drusen, eine Art des Islam, leben immernoch in ihren Dörfern. Auf der Suche nach einer Sehenswürdigkeit, die wir leider nicht finden konnten, kamen wir dann doch noch sehr nah an den Grenzzaun, haben die Stadt dann aber aus Sicherheitsgründen sehr schnell wieder verlassen. Im Großen und Ganzen ist es in den Golanhöhen momentan sehr ruhig, kann man wohl manchmal Bomben die im syrischen Bürgerkrieg eingesetzt werden hören und ein paar Querschläger kommen wohl auch mal über die Grenze.

Syrische Grenze
Nach einem gemütlichen Abend bei Lagerfeuer im Hostel und Frühstück mit Pancakes, brachen wir am nächten Tag in einen Nationalpar auf. Hier konnte man alte Heidnische Tempel besichtigen und drei kleine Wanderungen machen. Alle waren mit 45 Minuten beziffert, was uns nicht davon abgehalten hat sie in 20 abzulaufen :D

Zähneputzen im Hostel, ich, Moritz, Svitlana, Miriam

Fluss
Um unsere Wanderlust dann doch noch zu befriedigen, haben wir Mittags noch eine längere Wanderung zu einer Burg aus dem osmanischen Reich gemacht. Von dort aus hatte man wieder eine atemberaubende Aussicht auf die Region.

Wasserfall
Hier noch ein kleiner Exkurs über die Sicherheitslage im Land:
Nachdem ich nun schon zwei Wochen hier bin ich ausgiebig in den Genuss von Sicherheitskontrollen gekommen. Geht man in ein Einkaufszentrum oder eine Fußgängerzone, steht davor ein Mann, der einmal in den Rucksack guckt. Das gleiche bei größeren Busstationen. Dabei ist das ziemlich oberflächlich und ich bin mir ziemlich sicher, dass man leicht etwas mit rein schmuggeln könnte. Wenn ein übermotivierter Kontrolleur dann doch mal jedes einzelnes Fach durchsucht, werden die Menschen hier schnell ungeduldig, es ist ihnen also eher lästig. Auch an der Uni wird jeder kontrolliert und man muss immer seinen Studentenausweis oder Reisepass vorzeigen. In das Unigelände einfahrende Busse kommen aber ohne Kontrolle aus und wer nicht gerade am Hauptbusbahnhof eingestiegen ist, wurde auch dort nicht kontrolliert. Das Ganze ist also ziemlich lückenhaft.

Auf der Wanderung zur Burg, Miriam, Daniel, Moritz, Svitlana, ich
Zu Palestina kann man sagen, dass die Uni einem versucht zu verbieten dort hin zu fahren. Auch einige Israelis sehen es sehr kritisch und reagieren stark ablehnend auf Reisepläne dorthin. Man trifft aber auch die genau gegenteilige Meinung an. In Tel Aviv wohnte ich mit einer Israelin, die mich direkt am Sabbat mit nach Palestina zu ihrer Familie genommen hat. Wenn man die Grenze mit einem israelischen Auto überfährt und nicht gerade arabisch aussieht, kann man auch einfach durchfahren. Auch habe ich schon zwei Leute kennengelernt, die dort leben, studieren und im Flüchtlingslager arbeiten und keine Bedenken haben. Die ganze Sache ist also schwierig und man sollte auf jeden Fall mit gesundem Menschenverstand handeln und reisen.

Osmanische Burg



Jaffa - das alte Tel Aviv
Während meiner Zeit in Tel Aviv verschlug es mich auch in den arabischen Teil der Stadt. Als die heutigen Israelis ins Land kamen wohnten sie zuerst zusammen mit den Arabern in Jaffa. Bis eines Tages Rothschild beschloss ein bisschen weiter nördlich eine neue Stadt zu gründen. In Jaffa findet sich bis heute noch eine sehr schöne kleine Altstadt und der Hafen, der zugunsten von Tel Aviv stark an Bedeutung verloren hat.

Flohmarkt
Jaffa ist bekannt für seinen Flohmarkt auf dem mittlerweile nicht nur Altes und Gebrauchtes verkauft wird, sondern auch ganz viele Dinge die einen Touristen wohl möglich interessieren könnten. Den eigentlichen Flohmarkt darf man sich aber keinen Falls so vorstellen wie in Deutschland. Hier wird einfach alles auf den Boden gelegt, durchwühlt und so liegen gelassen. Man findet also zwischen Besteck und alten Büchern auch immer wieder einen einzelnen Schuh, angebrochenen Nagellack oder anderen Ramsch, den wirklich niemand zu brauchen scheint.

Ich
Auch die Ägypter waren schon in Jaffa und haben den Hafen für ihre Handelsruten gebraucht. Deshalb gibt es hier Ausgrabungsstätten von Säulen mit in Hieroglyphen geschriebenen Namen der Herrscher. Dort ist das Bild entstanden :)

Dattelpalme

Meerblick
Das kleine Minarett auf dem Bild lässt auf die religiöse Prägung der Stadt schließen. Allerdings ist Jaffa auch in der Bibel schon vertreten. Hier erweckte Petrus Tabea von den Toten. Ihm ist deshalb eine sehr schöne Kirche gewidmet.

Kirche

In der Kirche



Donnerstag, 20. Oktober 2016
Tel Aviv
Ich wurde von ein paar Seiten gefragt, ob ich nicht wieder einen Blog schreiben möchte. Hier ist er also, auch wenn ich mich dieses Mal wohl etwas kürzer halten werde :)

Park
In diesem Park, gerade neben dem Gay Center von Tel Aviv, gehen die Einheimischen richtig auf. Eine Gruppe von Mädchen übt shufflen (tanzen), eine ältere Frau lernt Skateboard fahren und ein Man macht einen Handstand auf der Bank.

Rankpflanze im Park

Brunnen und Unabhänigkeitshalle
In dem Haus schräg links hinter dem Brunnen ist der Gründer Tel Avivs Dizengoff aufgewachsen und es wurde dort auch die Unabhänigkeitsurkunde Israels unterschrieben.

Hotel Rothschild auf dem Rothschild Boulevard
Das wohl teuerste Hotel in Tel Aviv auf der teuersten Einkaufsstraße Tel Avivs direkt neben der Unabhänigkeitshalle.

Mein Zimmer von Aribnb

Zitronenbaum auf dem Balkon gegenüber
Noch ein kleiner Exkurs über die Menschen hier. Alle sind sehr freundlich, wenn man nur den Reiseführer in der Hand hält wird man freundlich auf Englisch auf die besten Bars und Must Sees in der Stadt hingewiesen. An den Eingängen von Malls und Fußgängerzonen wird durch einen kurzen Blick in jeden Rucksack die Sicherheit gewährleistet. Aber wenn man es wirklich darauf anlegt, würde es wohl trotzdem gehen..
Es laufen sowohl Männer mit Kippa als auch Frauen mit Kopftuch herum. Aber generell ist Tel Aviv eine Stadt voller Läden, Restaurants und Bars und Märkten, wie man sie aus der Türkei kennt, nur dass nicht gehandelt wird.
Viele liebe Grüße nach Hause :)